Lieber Freund!

Gestern Abend habe ich die gewünschten Bücher an Dich aufgegeben. Im Nachtrag hiezu [sic] ein paar Zeilen:

Ich habe auf der Bibliothek nunmehr alles, was ich nur wünschte, erhalten – auch den Bethman̅ u.s.w. Der Einfachheit halber habe ich Dir aber von dieser ganzen Bücherei nur den 1. Band von Dahns »Königen der Germanen« u. dessen »deutsche Geschichte« zugeschickt, nachdem ich mich sorgfältig davon überzeugt hatte, daß in den übrigen Büchern gerade die von Dir ins Auge gefaßte deutsche »Urgeschichte« entweder gar nicht, [1v] oder nur ganz oberflächlich, in ein paar kurzen Zeilen abgehandelt ist. Das, was über die fragliche, abgesehen von Tacitus nur sehr notdürftig beglaubigte Zeit überhaupt herauszubekom̅en ist, ist offenbar in den beiden Dir zugeschickten Büchern vollständig erschöpft. –

Ob Du das wirst brauchen kön̅en?.. Der gute Marobod u. insbesondere sein Verhältnis zu Arminius scheint wesentlich anders gewesen zu sein, als Du Dir vorgestellt hast. Meine alte, nicht nur auf Wagner-Studien begründete Überzeugung, daß alles Historische untauglich für (heroisch-tragische) Musik ist – Opern à la Meyerbeer rechne ich eben nicht zur Musik – hat mich auch jetzt noch nicht verlassen. –

[2r] Da mir auf der Bibliothek mitgeteilt wurde, die Bücher seien nach mir schon wieder weiter vorgemerkt, so wäre es mir lieb, wen̅ Du dieselben nicht allzulang behalten würdest. –

Daß ich mich von den derzeitigen »Musteraufführungen« hier respektvoll fern halte, kan̅st Du Dir denken. –

Deinen werten Angehörigen lasse ich mich bestens empfehlen!

Mit herzlichem Gruß

Dein

Fr. R. [2v]