[1r] [maschinenschriftlich:] O/M
Hern Dr. Richard Strauss,
Garmisch.
Sehr verehrter Herr Dr. Strauss,
Ich beeile mich, Ihnen den Brief des Herrn Dr. Koschwitz, Kopenhagen, den Sie mit einigen Zeilen Herrn Fürstner übermittelten, nachstehend zu beantworten. Herr Fürstner dankt Ihnen auch noch für die Uebersendung des Briefes von Frau Maria Gutheil-Schoder, dessen Inhalt uns sehr interessiert hat.
Wir sind grundsätzlich evtl. bereit, Fräulein Fuentes ein Exemplar der Salome-Orchesterpartitur zu leihen, die mit den von Ihnen in Dresden vorgenommenen Einzeichnungen, Aenderungen und Strichen versehen ist. Diese Partitur haben wir ja, wie Sie wissen, schon einer ganzen Reihe von Bühnen leihweise mit der Massgabe immer überlassen, dass sie sich hiernach ihr Orchestermaterial einrichten können. Ich befürchte aber, dass es praktisch wohl keinen Wert hat, wenn wir Fräulein Fuentes ein Exemplar der Partitur Dresdener Fassung überlassen, da ja die Partitur [1v] [2r] {2} {Herrn Dr. Richard Strauss,
Garmisch, vom 27.1.32} an sich Ihre Originalorchestration der »Salome« enthält. Für Aufführungen an mittleren und kleineren Bühnen haben wir, wie Sie sich vielleicht erinnern werden, vor Jahren eine zusammengezogene Ausgabe der Harmoniestimmen gedruckt, die damals Kapellmeister Singer mit Ihrer Zustimmung angefertigt hat und die die auf beifolgender Liste angegebenen Instrumente umfasst.1 Mit dieser reduzierten Orchesterbesetzung ist »Salome« schon an einer ganzen Reihe von Bühnen zur Aufführung gelangt. In der Regel stellen wir jedem Theater, das die Originalbesetzung der »Salome« nicht mehr aufbringen kann, diese zusammengezogene Ausgabe der Harmoniestimmen leihweise […]nals Ergänzung des Materials »ohne Berechnung einer weiteren Gebühr« zur Verfügung. Bei Aufführungen der »Salome« mit dieser reduzierten Orchesterbesetzung muss natürlich auch Ihre Originalpartitur immer benutzt werden, da ja eine solche, die diese Einzeichnungen enthält, früher nicht gedruckt worden ist, was aber bisher niemals irgendwelche Schwierigkeiten den Bühnen bereitet hat. Sollte Stockholm sich zur Aufführung der »Salome« entschliessen, so steht das Material in der Originalbesetzung oder mit den reduzierten Harmoniestimmen, ebenso auf Wunsch die Partitur mit den Dresdener Strichen und Aenderungen, hierfür jederzeit zur Verfügung. Wenn Herr Dr. Koschwitz an Aufführungen der »Salome« an kleineren Bühnen denkt, so würde für diese wohl die von mir oben angeführte zusammengezogene Besetzung der Harmoniestimmen in Frage kommen. […][2v] [3r] {3} {Herrn Dr. Richard Strauss,
Garmisch, vom 27.1.32.} […]
[…] Sobald wir von Herrn Dr. Koschwitz wissen, an welchen Bühnen ein Gastspiel mit Fräulein Fuentes in Aussicht genommen ist, werden wir uns mit der betreffenden Direktion sofort wegen Bereitstellung des erforderlichen Notenmaterials, falls ein solches bei der Bühne noch nicht vorhanden ist, und wegen Erteilung des Aufführungsrechtes der »Salome« in Verbindung setzen.
Ich begrüsse Sie, sehr verehrter Herr Dr. Strauss,
mit hochachtungsvollen Empfehlungen
als Ihr sehr ergebener
[unbekannte Hand:] AF[/]O.
[maschinenschriftlich:] 2 Anlagen
1 | Die hier erwähnte Beilage konnte bislang nicht ausfindig gemacht werden. |