Mein geliebtes P! Warte heute den ganzen Tag auf gute Nachrichten von Dir! Hoffentlich hast Du Montag meinen eingeschriebenen Brief erhalten! Heute Früh war Hoffmannsthal [sic] hier, ich habe ihm Elektra vorgespielt u. er hat mir einen entzückenden feinen [?] komischen Lustspielstoff (3 kleine reizende Akte) aus Casanova mitgeteilt, den ihm der Schauspieler Kainz gegeben hat. Wenn es Hofmannsthal nur einigermaßen gelingt, muß das die komische Oper nach dem Figaro von Mozart [werden]. Wirklich ganz famos! Heute Abend Götterdäm̅erung: Freitag kom̅t Schuch wegen Elektra. Sonntag Salome mit Destinn, Montag Walküre. Daneben fleißig an der Partitur, dazwischen unabweisbare Besuche, die mit auswärtigen Empfehlungen daherkom̅en – es gibt höllisch zu thuen! Jetzt muß ich zu Halm, wegen Testament u. dem »Morgen«, aus dem ich gestern ausgetreten bin.
[Seitenwechsel]Bin aber wohl u. frisch, schlafe stets nach Tisch. Diner bei Fürstner gestern Abend abgesagt. Die gute Diagnose von Dr Hirschlaff hat mir neuen Lebensmuth u. Arbeitskraft gegeben.
Genießt recht Euer schönes dolce far niente: ich wollte, ich könnte bei Euch sein. Mama wohl, aber eigensinnig auf ihre Rückkehr nach Marquartstein. Nichts zu machen!
Bubi soll recht folgsam u. ruhig sein; damit ich wenigstens nach dieser Seite keine neuen Sorgen mehr habe.
Es umarmt Euch in treuer Liebe
Euer
R.