Brief
Adolph Fürstner / Adolph Fürstner [Musikverlag] an Richard Strauss
Dienstag, 7. August 1906, Den Haag

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3b Salome (Weitere Fassungen)
[1r]

ADOLPH FÜRSTNER
C. F. MESER
KÖNIGL. SÄCHSISCHE HOFMUSIKHANDLUNG
BERLIN

REICHSBANK GIRO-KONTO

Verehrter Meister!

Mit Ihren freundlichen Zeilen vom 2’ dM [dieses Monats] empfing ich gleichzeitig einen Brief von d’Ormeville, nachdem der artistische Direktor der Scala ihm mitgetheilt habe, daß die Direktion sich nicht verpflichten könne, Salome vor dem 15 März aufzuführen. Da die Saison in Turin bereits am 10’ März endet, so würde der dortige Direktor auf die Aufführung in diesemr JahreSaison verzichten müssen, wenn Sie auf die Uraufführung in Mailand beharren oder die Scala diese unbedingt beansprucht.

Wollen Sie zunächst wie ursprünglich von mir vorgeschlagen, Toscaninis nicht zu ferne Rückkehr abwarten und event[.] auf Turin verzichten? Was soll ich d’Ormeville antworten, dem ich zunächst Ihre Forderung für Mailand 5000 frc Aufführungsrecht mitgetheilt habe.

Eine höhere Forderung 1500 frcs Aufführungsrecht wird kaum Turin gewähren, da es d’Ormeville schon schwierig war, diese im vergangenen Jahre bewilligt zu erhalten.

Ich hoffe Sie im Besitz des Ihnen von H Oertel gesandten Abzuges des Klav. Ausz[.] mit itfranz-ital[.] Text, in dem [Cortella] die Gersterschen [?] Veränderungen unter Zustimmung von Boito beseitigt hat. Sind Sie mit diesen [?]1 einverstanden? Kand [?]Kann denn für die Aufführungen der Salome in Frankreich und Italien die Partitur mit deutschem Text benutzt werden? Denn diese erst für diesen Zweck einzurichten resp. herzustellen, würde nicht allein Geld Opfer sondern vor Allem Zeit erfordern[.]

Falls es nicht gelingt in irgend einer Weise bei H Methuen die Veröffentlichung des mit dem Klavier Auszug übereinstimmenden französischen Textbuches durchzusetzen, so dürften uns bezüglich der französischen Aufführung der Salome große Schwierigkeiten erwachsen. Denn zum Einstudiren & zur Inszenierung sind doch Bücher erforderlich[,] die herzustellen ich jetzt nicht berechtigt bin und anderenfalls als Nachdruck anzusehen wäre.

[1v] Wie wäre es denn, wenn Sie Salome deßhalb vorläufig nur italienisch – auch in Monacco aufführen lassen? Vielleicht füh[l]ten sich dann die H Grey & [Russell] veranlaßt, ihren Einfluß bei H Methuen geltend zu machen.

Mit Astruc wie mit Ricordi werde ich Verhandlungen anknüpfen und versuchen, inwieweit ich Ihre mir bekundeten Intentionen durchsetzen [?] kann, denselben eine Provision an den Tantiemen nicht zu gewähren. Da ich mit den Bühnenverhältnissen Frankreich[s] und Italiens nicht bekannt bin, so bedarf ess [?] dieser Firmen in unserem beiderseitigem [sic] Interesse und würde ich event[.] diesen einen Antheil Antheil bis zu 10 % an der Quote meiner Q [?]auf mich fallenden Quote bewilligen.

Die Zahlung der […]ckständigen Zehntausend Mark kann erst von mir erfolgen, nachdem Sie bei Ihrer Rückkehr die noch fehlenden Verträge mit Frau Lachmann & H. Bloch (wegen Benutzung ihrer Uebersetzung im Auslande etc) unterzeichnet und wie vereinbart mir ausgehändigt haben. Sie dürfen nicht vergessen, daß ich bereits vierfünftel meiner Verpflichtungen Ihnen gegenüber erfüllt habe, und mit dem letzten Fünftel, welches ich Ihnen auch verzinse – nur zögere, bis die Ihnen in dem Vertrage auferlegte Verpflichtung zur Aushändigung der noch rückstandigen [sic] Verträge an mich erfolgt ist[.]

Von Budapest habe ich 6 % Aufführungsrecht […]verlangt[.]

Einliegende Notiz über Conried dürfte sie auch interessiren.

Mit besten Empfehlungen
Ihr sehr ergebener
Adolph Fürstner

[Zeitungsausschnitt:] Verkauf des deutschen Theaters in New-York? Wie ein Telegramm unseres New-Yorker Korrespondenten berichtet, meldet das New-Yorker »Morgenjournal« den bevorstehenden Verkauf des New-Yorker deutschen Theaters an eine amerikanische Variétégesellschaft. Direktor Conried würde die von ihm abgeschlossenen Verträge soweit als möglich rückgängig machen und mit den übrigen Kräften Sonntags in einem gemieteten Theater Vorstellungen veranstalten.

Sollte sich diese Meldung bestätigen, so wäre ein für das Deutschtum in Amerika recht bedauerlicher Vorgang zur Tatsache geworden.

[vertikal:] Berliner Tageblatt

1Mögliche Lesarten: »diesen« oder »diesem«. Schrift hier undeutlich, Tendenz zu »diesen« vorhanden.
verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [FÜRSTNER VERLAG AN R. STRAUSS, 1910–1912, o. Nr.] (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Adolph Fürstner (handschriftlich)
    • Autopsie: 2016-05-25

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d30903 (Version 2021‑09‑29).

Versionsgeschichte (Permalinks)