Brief
Friedrich Rösch an Richard Strauss
frühestens Montag, 11. November 1889, spätestens Samstag, 7. Dezember 1889

relevant für die veröffentlichten Bände: III/4 Macbeth, III/5 Don Juan
[…]

nehmen u. auch »anständig« zu honorieren, – vorausgesetzt, daß Du inzwischen nicht schon mit Spitzweg abgeschlossen hättest, oder überhaupt für im̅er an Aibl »verheiratet« wärst. (Es soll aber nicht den Anschein haben, als wollte Peters listig oder gewaltsam Dich von Deinem bisherigen Verleger abspenstig machen!). Überlege Dir also die Sache – sofern Du nicht bereits entschieden hast – u. gieb mir umgehende Nachricht!

Daß Du mit Deinem [Seitenwechsel] Don Juan so großartigen Erfolg gehabt hast, freut mich von Herzen. Leider kam mir die Kunde hiervon nicht direkt, durch eine Mitteilung von Deiner Seite zu, sondern erst auf langwierigen Umwegen (mündlich durch Frl. Denis, Herrn v. Bülow u. Stavenhagen; schriftlich durch einen famosen Brief von Onkel Ritter). Dein Erfolg macht übrigens dem Weimarer Publikum alle Ehre!

Und nun eine Gewissensfrage: Wan̅ bekom̅e ich [Seitenwechsel] endlich einmal Deinen längst versprochenen »ausführlichen« Brief? Oder bist Du am Ende schon »todt« u. so ganz »verklärt«, daß Du bereits Deinen, noch

»auf Erden« wandelnden Freunde schnöde vergessen kon̅test??

Um Dich für diese ruchlose »Schnödigkeit« gebührend zu bestrafen, reize ich Dich jetzt durch meine weitere Verschwiegenheit u. teile Dir nur noch soviel mit, daß ich jüngst mit Herrn v. Bülow unter vier Augen einen vorsichtig von mir eingeleiteten, [Seitenwechsel] aber schließlich sehr hartnäckigen (einstündigen) Redekampf um Gott u. Welt (d. h. Wagner, Liszt, Richard Strauss u. Brahms) geführt u. nicht eher das Schlachtfeld verlassen habe, als mit dem sieghaften Gefühle, in das fest verschanzte Bollwerk des Gegners eine weit klaffende Bresche geschossen zu haben.

Mehr erfährst Du für heute nicht! So straft Dich

Dein getreuer

Fr. Rösch.

Bemerkung

Dieser Brief ist nur fragmentarisch erhalten.

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Stefan Schenk

Quellennachweis

  • Original: Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [RÖSCH] (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Friedrich Rösch (handschriftlich)
    • Autopsie: 2017-07-25

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d30596 (Version 2023‑06‑15).