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Brief
Ludwig Thuille an Richard Strauss
Mittwoch, 17. Juli 1889

relevant für die veröffentlichten Bände: III/5 Don Juan
[1r]

Lieber Richard!

Sei bedankt für Deine liebe Karte, die mich über Dein Befinden in jeder Hinsicht beruhigte. Ich kann nun endlich den Zeitpunkt meines Eintreffens in Bayreuth angeben. Die auf das Loos Kellermanns treffende Anweisung lautet leider [1v] nur auf eine Vorstellung. Ich sicherte mir in erster Linie den »Parsifal« und zwar, wie ich schon von Anfang an projectiert hatte, praenumerirte ich auf 4. August. Sei so gut und besorge mir nun für die darauffolgenden Aufrührungen von »Tristan« und »Meistersinger« möglichst gute Plätze, den zweiten Parsifal wird man hoffentlich wohl [2r] herausschinden. Auch bitte ich Dich freundlichst, mir für die Tage vom 3ten bis 9. August irgendwo ein einfaches Zimmer zu besorgen. Das in Aussicht genommene ist mir für 5 Mark pro Tag unter sothanen Umständen entschieden zu theuer. –

Die Partitur des »Don Juan« wirst Du inzwischen durch Freund Weissenberger, den ich in der Eile des gestrigen Umzugstages damit beauftragte, erhalten haben. [2v] Rösch kommt am Freitag und bleibt, wie er mir gestern noch mittheilte, bis inclusive III Cyklus. Ich habe jüngst ein sehr interessantes Gespräch mit ihm gehabt, worin er mir seine Gesichtspunkte darlegte, die uns allen ja immer ein bischen schleierhaft waren. Such’ ihm einmal darüber auf den Busch zu klopfen, Du wirst manches sehr Beachtenswerthe Neue und auch 1Beherzigungswerte zu hören bekommen. –

Hier in Gauting gehts ganz gut. Bubi2 hat eben sehr heftiges »Zahnen« und ist in Folge dessen etwas ungnädig und »mautzig«. Mir gehts vortrefflich, ich bin schon im Hinblick auf endliche Befriedigung meiner Jagdleidenschaft sehr gerne hier.–

Etwas jüngst Erlebtes, sehr Belustigendes will ich Dir mündlich erzählen. Es betrifft meine »Apostasie« vom »Spanisch Schönen«.*

Du wirst schon sehr vergnügt auf’s liebe Mariechen4 warten. Grüsse doch herzlichst von uns!

Mit 1000 Grüssen von meinem Weibe und mir

Dein

alter

Ludwig

[am Rand:]

Wenn die Wohnungsfrage etc. erledigt ist, bitte ich um ein paar Zeilen!

*»Das Spanisch Schöne«3 ist eine reizende kleine Satyre von O. Ritter die Du Dir ja vorlesen lassen sollst! – [Originalanmerkung].
1Ab hier folgt die Transkription der Edition von Trenner.
2Thuilles Sohn Eduard (1888–1909). [Anmerkung in Transkriptionsgrundlage].
3Vom Spanisch Schönen war ein Streitartikel betitelt, in welchem Alexander Ritter in der »Allgemeinen Musikzeitung« (6. März 1891), zwar ohne Namensnennung, gegen Brahms und gegen Bülows Eintreten für diesen Stellung genommen hatte. Vgl. hierzu Bülow-Briefe, Bd. 7, S. 305f. [Anmerkung in Transkriptionsgrundlage].
4Marie Ritter. [Anmerkung in Transkriptionsgrundlage].
verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Stefan Schenk

Quellennachweis

  • Original: Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [L. THUILLE | U. | GEGENBRIEFE | 1887-1906, Nr. 17] (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Ludwig Thuille (handschriftlich)
    • Autopsie: 2017-07-25

Bibliographie (Auswahl)

  • Edition in Richard Strauss / Ludwig Thuille / Franz Trenner (Hrsg.): Richard Strauss – Ludwig Thuille: Ein Briefwechsel (= Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft München, Bd. 4), Tutzing, 1980, S. 103–105. (Transkriptionsgrundlage)

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d30585 (Version 2018‑01‑26).