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Brief
Richard Strauss an Erich Engel
Samstag, 30. August 1930 / Dienstag, 30. September 1930 (fälschl.), Karlsbad

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3b Salome (Weitere Fassungen)
[1r]

HOTEL IMPERIAL
KARLSBAD

GENERALDIREKTOR G.A.HAAS
TELEGRAMME HIHAG

Lieber Freund Engel!

Mit herzlichem Dank für Ihren Brief die Nachricht, daß die von mir in Ihre Salomepartitur eingetragenen Retouchen vorläufig genügen! Stellen sich weitere als notwendig heraus, ist auf der Probe hiezu [sic] noch Zeit. Eine zweite Dresdner Salome müßten Sie selbst bestim̅en. Ich kenne Ihre neuengagierten »jungen Sängerinnen« nicht! Page natürlich eine Dame, kein Tenor, wie Dr Ehrhardt vorschlägt. Bitte diesem noch mit Dank für seinen Brief mitzuteilen, daß ich Salomes Tanz nicht dramatisch gestaltet haben will. Kein Kokettieren mit Herodes, kein Spiel zur Cisterne des Johanaan

A PASSAGE BUREAU OF THE NORTH GERMAN LLOYD BREMEN
IS IN THE ENTRANCE-HALL OF HOTEL IMPERIAL

[1v] nur beim Schlußtriller einen Moment an der Cisterne verweilen. Ein rein orientalischer, möglichst ernster u. gemessener, durchaus dezenter Tanz, womöglich an einem Platze, quasi nur auf einem Gebetsteppich – nur das Cismoll eine schreitende Bewegung u. der Schluß 2/4 Takt etwas orgiastisch gesteigert. Ich habe den Tanz nur eimal [sic] wirklich vornehm u. stilvoll gesehn, von Frau Schoder Gutheil. Das Beste wäre, wenn Frau Raijdl bei ihr den Tanz studierte, nur nicht – im Vertrauen! – bei der Dresdner Balletmeisterin!

[2r] Und bitte dementieren Sie überall das blöde Gerücht, daß es sich um eine »Neubearbeitung« der Salomepartitur handelte! Wer nur das wieder erfunden hat!

Die kleinen Retouchen verändern in keiner Weise das Originalbild u. gehen vor allem die Herren der Presse gar nichts an! Interne Kapellmeisterangelegenheit!

Mit herzlichen Grüßen, auch an Busch u. Dr Reucker[,]
Ihr stets aufrichtig ergebener
DRichardStrauss.

Es bleibt also dabei:Proben 13. u. 15.ten 10 Uhr?
Aufführungen 16. u. 18.ten?

Wir treffen am 12.ten Nachmittags in Dresden ein!

[2v] Meine Frau möchte so gerne wieder die Helena in Dresden hören! Wäre dieselbe am 14.ten Sept. möglich? Mit Busch am Pulte?

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: Münchner Stadtbibliothek (München), Sammlung: Monacensia, Signatur: Strauss, Richard A III/Konv. 2 (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
    • Autopsie: 2015-10-20

    • Reproduktionen:

      • Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), ohne Signatur

        • Autopsie: 2015-10-13

Bibliographie (Auswahl)

  • Edition in Franz Grasberger (Hrsg.) / Franz Strauss (Mitarb.) / Alice Strauss (Mitarb.): Der Strom der Töne trug mich fort: Die Welt um Richard Strauss in Briefen, Tutzing, 1967, S. 330. Mit falscher Datierung: »Karlsbad, 30. September 1930«.
  • Genannt/Verzeichnet in Günter Brosche (Hrsg.) / Karl Dachs (Hrsg.): Richard Strauss: Autographen in München und Wien. Verzeichnis (= Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft, Bd. 3), Tutzing, 1979, S. 224. Mit korrekter Datierung: »30.8.1930« unter der Signatur: »A III/Konvolut Strauss an Engel«.
  • Genannt/Verzeichnet in Signe von Scanzoni (Hrsg.), Katalog der Ausstellung »Richard Strauss und seine Zeit«. Veranstaltet vom Freistaat Bayern und der Landeshauptstadt München im Münchner Stadtmuseum am Jakobsplatz 13. Juni – 13. September 1964, München, 1964, S. 127. Nr. 724. Mit korrekter Datierung.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d30490 (Version 2021‑09‑29).

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