Mein theurer Freund,
da ich voraussichtlichst nach dem heutigen Conzertabend, also morgen, wieder im Bette dafür büßen muß, beantworte ich Deinen neul., mir wiederum etwas obscuren Brief (habe ich Dir denn nicht mehrmals auf Deine – Scrupel od. dgl. – bereits Beschwichtigung zu Theil werden lassen?) schon heute bevor ich wieder nach Berlin zur Wiederholung desselben trag. Einakters – für mich trag. – wandere.
[…] – besten Dank für die Zusendung der Partituren Deines Verlags; aber dieselben qualifiziren sich leider gar nicht für die von mir zu dirigirenden Conzerte. […]
[1v] […]
Nb: Der große Tristan‑apparat im Cidvorspiel (»lyrisches Drama« ist ebenso gut gewählt als »Ouvertüre« falsch) der für mich gänzlich entbehrlich, z. B. engl. Horn, Baßclar. wird ein Hinderniß für die Concertaufführung sein. So sparsam ich stets mit unerbetenem Rath Dir gegenüber gewesen bin, in diesem Falle verantworte ich den Vorschlag, die Partitur durch kleine Instrumentirungsreductionen – Thuille oder Strauß – allgemeiner zugänglich machen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit: an sinnstörenden errata fehlt es nicht, nun das wirst Du im Kl. A. [Klavierauszug] der »W. d. Kr. [Wem die Krone]« wohl schon längst selbst bemerkt haben.
Hingegen glaube ich den »Macbeth« talem qualem übernehmen zu können. Überragt doch dieser Dein »Brahms« an musikal. Vorbildung wie genialer Phantasie Deiner andren Autoren wie – der Münchner den Ingolstädter Bahnhof. [2r] »Vieles Wunderliche lebt, aber nichts ist verwunderlicher als der Mensch« sagt ein oller Jrieche [sic].
[…] [2v] […]
Herzliche Grüße u. Wünsche für Dich u. die Deinigen
Dein stets nach Kräften getreuer alter
Bw