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Brief
Eugen Spitzweg / Jos. Aibl [Musikverlag] an Richard Strauss
Dienstag, 23. Juli 1895, Bad Reichenhall

relevant für die veröffentlichten Bände: III/7 Till Eulenspiegels lustige Streiche
[1r]

Lieber Freund

Hättest du mir nur früher gesagt, daß Du W.[üllner] die Erstaufführung versprochen hast. Jetzt war Weing. selbst bei mir und ich habe ihm die Vorhand für Berlin bedingungsweise zugesagt. Ich habe nämlich von ihm verlangt, daß er in die dortige Presse die Notiz lanciren soll, Eulenspiegel sei aufs Progr. der Concerte nächster Saison gesetzt. Ich könne nicht mehr thun, denn Wolff habe das Werk auch schon verlangt (allerdings nur zur Ansicht, das habe ich aber Weing. natürlich nicht gesagt)[.] Ueber Wolf[f] gehen unsere Meinungen auseinander. Ich habe ihm gar Nichts zu danken und nur Verluste und zwar sehr bedeutende durch ihn gehabt. Daß Deine Werke von ihm angenommen wurden, ist nicht sein [1v] Verdienst. Das haben wir beide nur Bülow zu danken und nach diesem Du Dir selbst als Dirig. d. Philh.

Mir zahlt er auf Mahnungen hin nicht einmal die Bagatelle der Guntr. Auff. vom verg. Winter. Dir wird er die Mk 5000 für die nicht zu dirigirenden Concerte nicht vergessen, daß sei überzeugt.

Damrosch und Wolff? Ist das Dein Ernst? Ersterer ist Deinem Guntr. nicht gewachsen, letzterer würde uns mit seinem Bruder zusam̅en eine Rechnung machen, bei der der Löwentheil ihnen zufiele.

Noch Eins! Ich habe vergessen, zu sagen, Wüllner kann die Erstaufführung nur dann bekom̅en, wenn er Eulensp. in seinem ersten Concerte bringen wird und sich dazu verpflichtet. Ich kann unmöglich seinethalben andere Aufführung seinet[2r]halben verweigern und mich schädigen. Soll ich ihm schreiben, daß er E. für das erste Concert ansetzt oder willst Du das besorgen?

Du hast mir das Mscrpt Deiner Lieder noch nicht geschickt. Ich brauche sie nothwendig für Ley, damit sie baldigst mit der anderen Ausg. zusam̅en in Amerika eingetragen werden können.

Weing. hat sich auch die Part. z. Guntram ausgebeten z. Ansicht. Damit will ich freilich nicht gesagt haben, daß er die Aufführung plant. Ich habe auch kein Wort darüber an ihn verloren und ihn nur gefragt, welche Novitäten er bringen wird. »Vorläufig Nichts Bedeutendes[«.] Es seien zuerst noch alte Schulden zu tilgen. Barbier und Benvenuto!!!

Ich habe ihm auch vorgehalten, daß »Wem die Krone?« in Berlin nicht durchgefallen sei und ich nicht begreife, warum die [2v] Oper so schnell ad acta gelegt wurde. Er behauptete dagegen die Thatsache des Verfalls und ihm selbst sei die Musik zu überladen und schwülstig.

Mit Wolff stehe ich überhaupt nicht in Corresp. Was Du mit »von Deinem Nichtsdirigiren in Berlin ihm gegenüber geschäftlich gar keine Notiz zu nehmen« sagen willst, verstehe ich nicht.

Besten Dank für Deine Wünsche für meine Frau. Es geht langsam besser. Mir wäre es lieber, wenn meine Zahnwurzelentzündung beim Teufel wäre und wenn ich Rheinberger op 113 (für die linke Hand) spielen könnte.

Hoffentlich bist Du mit Deiner lieben Frau wohlauf und vergnügt.

Mit herzlichen Doppelgrüßen

Dein getreuer

ESp

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Schenk, Stefan

Quellennachweis

  • Original: Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [E. SPITZWEG U. GEGENBRIEFE 1889–1918, Nr. 59] (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Eugen Spitzweg (handschriftlich)
    • Autopsie: 2017-01-03

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d30402 (Version 2025‑06‑04).

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