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Brief
Eugen Spitzweg / Jos. Aibl [Musikverlag] an Richard Strauss
Donnerstag, 12. Dezember 1889, München

relevant für die veröffentlichten Bände: III/4 Macbeth, III/5 Don Juan

[1v] JOS. AIBL in MÜNCHEN,
kgl. bayer., kgl. ital. und herzogl. sachs.-meining.
Hof-Musikalienhandlung
Alleinige Niederlage der Flügel- und Pianinofabrik
C. Bechstein in Berlin
für München, Augsburg etc.

Sortiment und Leihinstitut:
Promenadestrasse 12.

Verlag und Klaviermagazin:
Bruderstrasse 1/0.

Liebster Freund

Ich kann Dir nur ganz bestim̅t sagen, daß Du für die beiden Werke 6 und 500 Mk von mir verlangt hast (noch in der letzten Viertel-Stunde auf dem Bahnhof). Möglich, daß Du Dich undeutlich ausgedrückt, möglich aber auch, daß ich unrichtig verstanden. Also deshalb keine langathmigen Auseinandersetzungen.

Ich gebe Dir für Don Juan Mk 800, ziehe Dir die Mk 200 nicht ab, Du aber gibst mir dafür noch die 4 resp 5 neuen Lieder* (op 21) dazu. Ist’s so recht? Nicht in meinem Interesse, sondern auch in Deinem liegt es aber, daß Macbeth (wenigstens vorläufig) überhaupt gar nicht erscheint. Du bist allerdings nicht mit mir »verheirathet«, aber .... frage Bw [Bülow], wozu er Dir rathet. Du kom̅st ja mit ihm demnächst [2r] zusammen. In seine Edition kann P. [Peters] ein Werk wie Macbeth nicht aufnehmen – er muß es in seinem übrigen Verlage erscheinen lassen, der vielleicht weniger bekannt ist, als der meinige. Erstes Gesetz für P.s [Peters’] Edition ist: billig. Ein derartiges Werk kann aber nicht billig gegeben werden, also auch nicht in die Edition aufgenommen werden. Abgesehen von Allem – bleibe bei Deinem Entschlusse, den Du Bw [Bülow] und mir nachgebend, gefaßt hast und warte noch mit Macbeth. Frage vielleicht auch noch Bronsart und Lassen. Ich glaube, sie werden Dich ehrlich berathen. – Von Anfang habe ich muthig ausgehalten – thue es Du auch bei mir. Hoffentlich lohnt es uns beide.

A propos! Die General-Intendanz läßt Nichts wegen der Rechnung von sich hören.

Bitte, mir den Titel genau aufzuschreiben, wie Du ihn für Don Juan haben willst. Ich möchte gerne die Stim̅en recht bald haben, damit sie noch rechtzeitig für Dresden fertig werden. (Wolff soll sie nur bezahlen – ich muß ihm ja auch die Annoncen theuer bezahlen) Er hat ja [2v] [vertikal:] zudem das Material bei mir bestellt. Wenn übrigens die Sache nicht fertig werden kann, dann liefere ich ihm das Material für die spätere Berliner Aufführung.

Beifolgendem Conterfei von meiner Frau, die Dich freundlichst grüssen läßt, und von mir räume ein kleines Plätzchen in Deinem gemüthlichen Heim ein.

Mit herzlichem Gruße Dein getreuer Freund

Eugen Spitzweg

Vorläufig möchte ich Don Juan nur 4hdg bringen, werde mir aber die Ausg. f. 2 Klaviere von Singer in Heidelberg vormerken.

Was wird wohl Thuille für Uebertragung zu 4 Händen Deiner Meinung nach verlangen?

*[Bl. 1v:] [vertikal:] Schlichte Weisen! [Originalanmerkung].
verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Stefan Schenk

Quellennachweis

  • Original: Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [E. SPITZWEG U. GEGENBRIEFE 1889–1918, Nr. 16] (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Eugen Spitzweg (handschriftlich)
    • Autopsie: 2017-01-03

Bibliographie (Auswahl)

  • Edition in Franz Grasberger (Hrsg.) / Franz Strauss (Mitarb.) / Alice Strauss (Mitarb.): Der Strom der Töne trug mich fort: Die Welt um Richard Strauss in Briefen, Tutzing, 1967, S. 50. Zwei Absätze ausgelassen.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d30350 (Version 2018‑01‑26).