Lieber hochverehrter Freund u. Leibdirigent!
Elektra ist fertig u. der Schluß saftig geworden!
Die Hauptrolle muß nun auf jeden Fall von der allerhochdramatischsten Sängerin gegeben werden[,] über die Sie verfügen. Ich habe auch bereits an Weingartner geschrieben, er möge die Elektra u. nicht die Klÿtämnestra an Frl. von Mildenburg übertragen, wenn sie’s noch aushält.
Ich bin am 19. u. 20.ten Oktober bestim̅t in Dresden u. bitte Sie mir an diesen beiden Tagen Ihre ganze Garde, die in Betracht kom̅t, vorzuführen. Die arme Wittich, deren Unfall ich sehr bedauere, scheidet [1v] ja nun wohl definitv aus jeder Concurrenz aus!
Ich hoffe, daß das gesam̅te Orchestermaterial spätestens am 15. Dezember in Ihren Händen ist: Sie können also mit ziemlichster Bestim̅theit die Première so circa 254. Januar ansetzen. Ich habe am 15. Januar noch Sinfonieconzert in Berlin u. kann vom 16.ten ab in Dresden sein.
Von Weihnachten bis 12. Januar bin ich in St. Moritz.
Also etwa 24. Elektra
25. Concert u. Feuersnot
26. Concert u. Salome
27. Elektra
Paßt Ihnen dies?
Am 28.ten muß ich nach Hamburg.
Auf Wiedersehen also am 19.ten Oktober!
Mit herzlichsten Grüßen auch von der Todfeindin aller Musikanten
Ihr alter
DRichardStrauss.
Könnten Sie zum 19.ten Oktober nicht die Feuersnot bescheeren [sic]? Und am 20.ten dann die Götterdäm[m]erung mit Zoder u. Ihrer jungen Altistin?
