{[unbekannte Hand:] 1906.
Dr. R. Strauss.
Marquartstein, d. 18.8.}
Lieber Herr Fürstner!
Ich habe weder von Toscanini, noch von Ricordi, noch von der Skala irgend eine Nachricht, ein Vertrag ist auch noch nicht gemacht. Ich kann doch nicht bis in alle Ewigkeit warten. Bevor ich einen Wunsch des Herrn Toscanini erfülle, muß ich doch erst wissen, ob er diesen Wunsch überhaupt hegt u. stellen will. Schließlich ist es doch etwas Anderes, ob ich selbst irgendwomein [sic] Werk dirigire, obder ob ich irgend einem [?] dritten Dirigenten vor Toscanini ein prae einräume. Turin hat voriges Jahr sich um – Salome bereits beworben: es liegt also gar kein Grund vor, ihm für dieses Jahr das Werk zu verweigern. Das übrige mag d’Ormeville mit Toscanini selbst aus machen. Geht mich nichts an!
Die Druckstreifen für die französischen u. italienischen Partituren müssen gemacht werden, können übrigens doch leicht bis Ende Oktober fertig sein. Viel pressanter ist das endliche Erscheinen des französ. italien. Klavierauszuges.
Ich bin am [?]1 30. August in Ostende. Wie lange bleiben Sie in Scheveningen. Eine Conzertaufführung einiger Scenen bei Colonne kann der dramatischen Aufführung in Paris nur Vorschub leisten.
Habe gestern in Salzburg die Wiener Philharmoniker mit größtem Erfolge dirigirt u. bin eingeladen, nächsten Winter einige ihrer Wiener Conzerte zu leiten. Sprach Mahler, der bestim̅t Salome durchzusetzen hofft. In München kom̅t Salome sobald als möglich.
Conried wünscht baldigst Vertrag! Meine Bedingungen an ihn haben Sie ja wohl bereits?
Bitte erledigen Sie die Marschgeschichte mit dem Kriegsministerium!
Besten Gruß
Ihr
DRich. Strauss.
Lieber Herr Oertel! Obigen Brief z. Kenntnißnahme, dessen Beantwortung Sie morgen nach Marquartstein, nach erfolgs [?] […] senden wollen. Hoffe morgen Abend […]2 anzutreffen. Heute Gottlob ohne Nachricht von Ihnen. Gruß Ihr AFürstner.
1 | Weitere mögliche Lesart: »von« statt »am«. |
2 | Hier ist der Text bis zum Zeilenende offenbar mit einem Streifen überklebt und daher nicht lesbar. |