Lieber Herr Fürstner!

Bitte machen Sie doch heute gleich d’Ormeville folgenden Vorschlag: wenn er darauf heute schon eingeht, daß die Turiner Aufführung unter meiner Leitung jedenfalls einige Tage nach der Mailänder unter Toscanini stattfindet, können Sie ihm doch ruhig die Salome u. meine Mitwirkung zusagen.

Geht d’Ormeville darauf nicht ein, können wir im̅er noch Toscanini’s Rückkehr abwarten u. sehen, wie er sich zur Turiner Aufführung stellt. Gibt d’Ormeville contractlich die Zusicherung, daß Turin nach Mailand kom̅t, so hat Toscanini alle Ehre u. Rücksicht erhalten, die er billiger Weise verlangen kann u. Sie haben die Güte, [Seitenwechsel] ihm diese meine zarte Rücksicht tüchtig unter die Nase zu reiben. Denn diese Kapellmeister heut zu Tage sind schlim̅er als Tenöre u. eitel wie die Pfauen!

Wenn Toscanini davon eine Ausnahme ist (ich kenne ihn persönlich noch nicht), tant mieux: ich höre von vielen Seiten, daß er ein wirklicher Künstler ist.

Kufferath würde ich das Erstaufführungsrecht in französischer Sprache zugestehen, wenn er sich verpflichtet, bis 1. Januar 1907 spätestens das Werk herauszubringen.

Noch besser aber ist es wohl, Sie treten zuerst mit Astruc in Verbindung u. sehen zu, welche Propositionen er stellt. Wenn Monaco die Erstaufführung zuerst verlangt hat, dann hat es vor Brüssel das Vorrecht.

2000 fr. Tantième für ein Jahr Mailand finde ich [Seitenwechsel] etwas wenig: bitte halten Sie bei Ihren Berechnungen doch im̅er 6 % als Durchschnitt fest.

2000 frcs. kann für Mailand die Tantième von doch höchstens 3 bis 4 Aufführungen darstellen.

2000 frcs. Erst Aufführungsrecht u. 6 % von jeder Aufführung Tantième fände ich angemessen.

Hoffentlich erscheint jetzt endlich der französische Klavierauszug. Der englische Vertrag ist jetzt von beiden Seiten unterzeichnet.

Mit bestem Gruß
Ihr
DRichardStrauss.

{[unbekannte Hand:] 1906.
Dr R. Strauss.
Marquartstein, d. 25.7.}