DR. RICHARD STRAUSS
DEN [unbekannte Hand:] 22. IX. 30
[Richard Strauss:] Lieber Freund Engel!
Bitte sagen Sie unserer vortrefflichen Frau Raijdl, Sie [sic] könne ganz beruhigt sein: das Studium der Salome im Zim̅er u. auf den Arrangierproben hat noch fast im̅er damit geendet, daß die betr. Künstlerin fürchtete, sie würde es »nicht schaffen«! Mit Orchester und ohne Unterbrechungen sieht die Sache dann viel vergnüglicher aus u. nach der 3. Aufführung erklären die besorgten Damen dann regelmäßig: die Partie ist gar nicht anstrengend – besonders [1v] für Jemand, der eine so leichte Höhe besitzt, wie Frau Raijdl!
Es ist sehr lieb von Busch, daß er eine Vorprobe zur Beruhigung halten will: ich lasse ihm herzlich danken! Hoffentlich sind meine Retouchen (Einklam̅erungen) schon in die Stim̅en eingetragen.
Ich kom̅e also zu den 2 letzten Orchesterproben! Bitte geben Sie mir rechtzeitig Nachricht, ob es beim 7. Oktober bleibt!
Am 12. Oktober muß ich nach Mannheim reisen!
Mit schönsten Grüßen
Ihr
aufrichtig ergebener
DRichardStrauss