Lieber Freund!
Ich habe die ganze Woche bis inclusive Sonnabend mit auswärtigen Concerten jeden Abend zu dirigieren und muss mir, dringend der Ruhe bedürftig, leider versagen, heute Abend Ihr herrliches Werk nochmals zu hören. Die ersten Sätze, die ich gestern vernahm, haben mir wieder den grössten Eindruck gemacht in ihrer eigenartigen Kraft und blühenden Erfindung und habe ich mich herzlich gefreut, zu sehen, wie auch das Publikum allmählich anfängt, Ihre Kunst zu lieben und zu verstehen.
Ich habe heute nochmals an Fürstner geschrieben und hoffe, dass Sie nun bald die Salomepartitur ihr Eigen nennen. Sobald Fürstner wieder gesund ist, hoffe ich die Sache definitiv zu erledigen. Sie werden mein heutiges Fernsein gewiss nicht einem Mangel an Teilnahme und Bewunderung zuschreiben und mit meiner Überanstrengung der letzten Wochen entschuldigen.
Grüssen Sie Ihre liebe Frau und seien Sie selbst herzlich gegrüsst von meiner Frau und Ihrem stets aufrichtig und in verehrungsvoller Freundschaft ergebenen
Dr. Richard Strauss