[8] Mein lieber theurer Freund!
Was mache ich Ihnen doch für Müh und Sorgen! Sie brauchen einen Titel, ein Programm, und ich Lump habe keins von Beiden! In vieler Hinsicht gar nicht nicht paßend, aber für den vorliegenden Zweck1 vielleicht genügend, wäre Folgendes:
Seraphische Fantasie.
Motto.
Das ist mächtig anzuschauen;
Doch zu düster ist der Ort,
[ 9] Schüttelt uns mit Schreck und Grauen.
Steigt hinan zu höherm Kreise,
Wachset immer unvermerkt,
Wie, nach ewig reiner Weise,
Gottes Gegenwart verstärkt
Denn das ist der Geister Nahrung
Die im freisten Aether waltet:
Ewigen Liebens Offenbarung
Die zur Seligkeit entfaltet.
Goethe, Faust IIter Theil.2
Trost – Alter, Lieber!
Ihr
Onkel Ritter
1 | Anders als gelegentlich vermutet wurde, kann damit nicht die Tondichtung Tod und Verklärung gemeint sein, siehe Anmerkung 2. |
2 | The date of this Ietter raises questions about Schuh’s conjecture (Richard Strauss, 186-7) that this »Motto« was intended for Tod und Verklärung, which had its premiere in Eisenach on 21.6.90. The Ietter certainly postdates the first poem Ritter wrote for the work, and perhaps the second as well. It may have been intended as a new trial program to be used during upcoming performances. However, Scott Warfield informs me that by November 1891 Tod und Verklärung was in all likelihood at the printer, by which time it may have been too late to supply a new title and program. [Anmerkung in Transkriptionsgrundlage]. |