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Brief
Richard Strauss an Franz Wüllner
Sonntag, 9. Juni 1895, München

relevant für die veröffentlichten Bände: III/7 Till Eulenspiegels lustige Streiche

[1r]

Hochverehrtester, lieber Herr Doctor!

Vor Allem meine herzlichsten Glückwünsche zum großartigen Gelingen des Musikfestes! Ich freue mich, daß Ihre aufgewandte Mühe u. Ihr kolossaler Fleiß von solchem Erfolge begleitet war. Von vielen Seiten wird mir über die wunderbare Wiedergabe berichtet, die die Guntramfragmente unter Ihrer aufopfernden, ausgezeichneten Leitung erfahren haben. Ich möchte Ihnen von ganzem Herzen dafür danken, erstens daß Sie einem Fragmente des total unaufgeführten Werkes bei einer so hervorragenden Gelegenheit ermöglichten, überhaupt gehört zu werden u. zweitens, daß Sie’s so wundervoll gemacht haben, wie mir von vielen Seiten berichtet wurde. Wie schade, daß [1v] ich nicht dabei sein konnte. Da Levi in England zur Cur ist, bin ich mit Fischer allein u. auf keinen Fall abkömmlich. Lesimple schrieb mir, daß Sie sich so beifällig über die Friedenserzählung geäußert haben; ich bin glücklich, daß Ihre günstige Meinung über mein Schaffen mir so treu bleibt.

Ich habe eine neue sinfonische Dichtung: Till Eulenspiegel – sehr lustig u. übermütig – in Partitur fertig. Sollten Sie darin ein Zeichen meiner aufrichtigen Dankbarkeit u. Wertbschätzung sehen, so steht Ihnen das Werk zur allerersten Aufführung in Köln (wenn es im Herbst noch Manuscript sein sollte) mit Freude zur Verfügung. [2r] Wie geht es mit Ihrer Gesundheit nach all den riesigen Anstrengungen? Wo verbringen Sie den Som̅er? Ich bin mit meiner Frau im Juli in Cortina (Ampezzothal), August u. September während unsrer Wagnerei in Wolfratshausen. Sehen wir uns im Som̅er? Sollten Sie hier durchkommen, bitte ich Sie, mich per Postkarte rechtzeitig zu benachrichtigen. Meine Frau grüßt (ich glaube, unbekannterweise) – Herzlichste Empfehlungen an Ihre verehrte Frau, Sohn u. Töchter

in aufrichtiger Dankbarkeit u. Verehrung

Ihr getreuester

Richard Strauss

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Schenk, Stefan

Quellennachweis

  • Original: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (Berlin), Sammlung: Musikabteilung, Signatur: Mus.ep. Strauss, R. (Nr. 38) (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
    • Autopsie: 2011-11-23

Bibliographie (Auswahl)

  • Edition in Richard Strauss / Franz Wüllner / Dietrich Kämper (Hrsg.): Richard Strauß und Franz Wüllner im Briefwechsel (= Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte, Bd. 51), Köln, 1963, S. 25.
  • Edition in Gabriele Strauss (Hrsg.): Lieber Collega! Richard Strauss im Briefwechsel mit zeitgenössischen Komponisten und Dirigenten, Bd. 1 (= Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft, Bd. 14), Berlin, 1996, S. 306–307.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d02606 (Version 2025‑06‑04).

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