Deutsche Reichspost
Postkarte
An
Herrn Franz Strauss
k. Professor
in München
Wohnung (Straße und Hausnummer) Neuhauserstr. 11/3.
[vertikal:] Lieber Papa!
Herzlichen Dank für lieben Brief. Eure Vermutung bezüglich der B.schen [Bülowschen] Direction ist nicht richtig, schaden wollte mir B. [Bülow] wirklich nicht, die Geschichte ist Wolffs Wagnervereinsaffaire; B. [Bülow] hatte selbst solche Angst vor einem Mißerfolg, daß er mir am Tage der Aufführung noch anbot, selbst zu dirigiren, was ich natürlich ablehnte. Bezüglich Eurer Frankfurter Notiz die Nachricht, daß ich heute telegrafisch eingeladen worden bin, am 28.ten Februar im Fr. [Frankfurter] Museum meinen Don Juan zu dirigiren! Ah!
Ich habe bereits zugesagt! Im Frankfurter Museum!
Gestern habe ich meinen ersten Don Juan (von Mozart) dirigiert u. mich an den wunderbaren Schönheiten der herrlichen Partitur von ganzem Herzen erquickt! Morgen habe ich Hans Heiling u. am 19.ten (zu einer feierlichen Gelegenheit, ahnt Ihr was?) Lohengrin. Nächsten Donnestag kom̅t B. [Bülow] und spielt Samstag die zwei Esdurconcerte von Beethoven u. Liszt! Gestern war Arthur Seidl hier! Ich habe mich von Berlin bereits wieder erholt u. bin wohl u. munter! Tausend herzliche Grüße an Dich, Mama, Hanna, Thuille, Ritter, Pschorr’s
Euer
R.