Alsterglacis 10.
Lieber, verehrter Herr College!
Sie können mir, d. h. uns einen großen Dienst leisten. Die Parthieen des Idomeneus sind gemäß dem von der Regie adoptirten Münchner Textbuche arrangirt worden. Zur Controlle u. zum Studium gehört aber auch eine conforme Partitur. Wäre es Ihnen möglich, einen guten Copisten aufzutreiben, der die Münchner Einrichtung in eine von hier aus einzusendende Partitur so rasch u. so gewissenhaft als möglich eintrüge? Herr Dir. Pollini ersucht mich Sie mit dieser Bitte zu behelligen. Er fürchtet (fra di noi) Herr HKM. L. [Levi] würde eine desfallsige Anfrage erst nach Neujahr, gleichviel ob zu- ob ab-sagend beantworten. Das wäre aber für uns zu spät, da der Mozartcyclus schon Ende Oct. beginnt.
Falls die Sache nicht ginge, aus was immer für Gründen, haben Sie die Gewogenheit, uns auf kein Nein warten zu lassen. Man muß dann sehen, welche andere Bearbeitung [acquiriert]1 werden könnte. Die Münchner genießt aber eben von 1782 her [autoritative]2 Geltung.
Hoffentlich erfreuen Sie sich eines besseren Befindens als Ihr mit allen Hunden gehetzter Ihnen aber in steter
freundschaftlicher Hochschätzung
ganz ergebener
HvBülow
Am 14. debütiere ich Invalide wahrscheinlich mit Jessonda – am 24 vielleicht Perlenfischer. Der Wirr[70]warr ist geradezu [exotisch]3. Sie wissen, jeden Tag hier oder in Altona Oper! Da kommt man immer nur zu fragmentarischen Klavierproben, die ein Ensemble noch gar nicht aufkommen lassen.
Und da – Mozartcyclus! Dieß sehr unter uns.
Freundlichste Grüße seitens meiner Frau. Wenn Sie in Berlin Ihre symph. Fant. machen, will ich sie mitreisen lassen,
In großer Eile!
1 | Korrigiert gemäß Jahrbuch. |
2 | Korrigiert gemäß Jahrbuch. |
3 | Korrigiert gemäß Jahrbuch. |