Postkarte 3601
An Herrn Franz Strauss, k. Professor, München, Neuhauserstr. 11/3
Lieber Papa! Entschuldige, daß ich so lange nichts von mir hören ließ, ich sitze bis über die Ohren in Correcturen, seit gestern ist noch dazu Künstlerfest, wo ich als Bonbon verkaufender [Neger2] großes Aufsehen erregt. Das letzte Konzert (in welchem ich auch dem Großherzog vorgestellt wurde, der sehr liebenswürdig war) ging famos, ebenso auch Lohengrin ging vortrefflich. Vorgestern kam die Zulage von 900 M., ebenso hat mir Spitzweg [das] geforderte Honorar für Don Juan zugestanden. Es geht mir sehr gut, nur habe ich sehr wenig Zeit. Sobald die Don Juanstimmen fertig sind, schreibe ich ausführlicher. Hoffentlich seid ihr wohl und vergnügt. Es grüßt alle aufs Herzlichste
Euer getreuer Richard
1 | Überschrift des Typoskripts v. f. H. |
2 | Ergänzung im Sinne des Briefes von Strauss an seine Schwester vom 19.12.1889; im Typoskript: »Nizer (??)«. Im Brief vom 08.12.1889 an die Mutter heißt es noch »Bonbonverkaufender Nubier«. |