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Brief
Richard Strauss an Johann Leopold Bella
Freitag, 25. Oktober 1889, Weimar

relevant für die veröffentlichten Bände: III/6 Tod und Verklärung

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Mein lieber Herr College!

Haben Sie herzlichsten Dank für Ihren liebenswürdigen Brief u. Ihr mir darin bewiesenes großes Vertrauen, für welches ich Ihnen von ganzen Herzen dankbar bin. Seien Sie versichert, daß sie dasselbe keinen [sic] Unwürdigen geschenkt haben und daß ich stets bestrebt sein werde, mich desselben voll und ganz würdig zu erweisen! Bitte, senden Sie mir doch so bald als möglich Ihre neuen Werke, von ihrer simphonischen [sic] Dichtung vomöglich [sic] Partitur und Orchesterstimmen. Die 4 Concerte, die ich hier zu dirigieren habe, finden am 28. Oktober, 11. und 25. November und 9. December statt und wenn es irgend geht, nehme ich Ihr Werk noch in die Programme derselben auf. Ihre Klaviersonate (verzeichen [sic] Sie, daß ich dieselbe so lange behalten habe) sende ich Ihnen dieser Tage zurück. Wäre es nicht möglich, dieselbe dahin etwas umzuarbeiten, daß der Klavierersatz [sic] (rein technisch) etwas bequemer spielbar würde; so vortrefflich Ihr Werk in der Empfindung ist, so ist doch, wie ich glaube, der etwas unbequeme Klavierersatz [sic] Schuld, daß kein Verleger (abgesehen von der Abneigung dieser Ehrenmänner gegen Klaviersonaten) dieselben gerne drucken und kein Klavierspieler von Fach, die ja den echten Klavierstyl bekanntlich in Pacht haben, dieselbe gerne studieren wird. Haben Sie keinen Pianisten, der die Chopin-, Liszt’sche Klaviertechnik, die allen ja heute gut in den Fingern liegt, u. von der sie nicht gerne abgehen, genau kennt, in Hermannstadt, den Sie darüber zu Rate ziehen könnten? Bevor ich die Sonate Ihnen sende, werde ich sie hier noch Bernhard Stavenhagen vorspielen, vielleicht gelingt es mir, diesen für Ihr vortreffliches Werk zu interessieren. Sie sind alle so bockbeinig und begriffstützig, diese Pianisten von heutzutage!

Bitte schicken Sie mir also Ihre neuen Sachen und seien Sie versichert, daß ich, was ich kann, für dieselben thun werde.

Nochmals herzlichen Dank für Ihren lieben Brief und die besten Grüße

Ihres in großer Verehrung dankbar ergebensten

Richard Strauss m. p.

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Stefan Schenk

Quellennachweis

  • Original: Unbekannt

    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

Bibliographie (Auswahl)

  • Edition in Dobroslav Orel, Ján Levoslav Bella: K 80. Narozeninám Seniora Slovenské Hudby (= Sborník Filosofickej Fakulty university Komenského v Bratislave, Bd. Rocnik II. Cislo 25. [8.]), Bratislava, 1924, S. 569. (Transkriptionsgrundlage)

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d01949 (Version 2022‑11‑18).

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