Sehr verehrter Herr Doctor!
Empfangen Sie meine schönste Danksagung für Ihre liebenswürdige Karte u. Einladung, der ich leider nicht Folge leisten kann. Levi ist seit 7. Juni in Urlaub und habe ich leider gerade bis 28. Juni die Neueinstudierung von Zaar u. Zimmermann, so daß ich unmöglich fort kann. Ich bedaure schrecklich, daß es sich so dumm trifft, vielleicht ändert sich das Repertoir noch, doch fürchte ich, kaum! Ich bitte Sie herzlich, mich Ihren verehrten Angehörigen bestens zu empfehlen u. Ihnen mein Bedauern auszusprechen, daß es mir nicht vergönnt ist, sie begrüßen zu können. Ebenso bitte ich Sie, wenn Sie s. Z. noch daran denken, mich meinem hochverehrten Meister Bülow, Meister Brahms, den Interpreten meines Klavierquartetts schönstens zu empfehlen. Schade, daß ich nicht kommen kann, aber es scheint nun einmal, es soll nicht sein! Bis jetzt habe ich gehofft, da capricirt sich Exzellenz auf den Zaaren in neuer Besetzung mit Fuchs, –! Soeben habe ich von der Gewandhausdirection in Leipzig die Einladung erhalten, im nächsten Winter dort meine Sinfonie op. 12 zu dirigieren, worüber ich sehr erfreut bin. Betreff des Verlags meiner italienischen Fantasie verhandle ich eben jetzt mit Jos. Aibl. Sie werden nun alle Hände voll zu thun haben!1 Indem ich die besten Grüße meines Vaters beifüge, verbleibe ich, nochmals herzlich dankend, mit ergebenem Gruße
in ausgezeichnetster Hochachtung
Ihr
Richard Strauß.
1 | Mit den Vorbereitungen zum Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Köln (26.–29.6.1887), auf das auch der Anfang des Briefes Bezug nimmt. In einem der Festkonzerte stand auch Strauss Klavierquartett op.13 auf dem Programm. [Anmerkung in der Transkriptionsgrundlage]. |