Die Abonnementconcerte im Hoftheater, deren erste Reihe von Richard Strauss dirigirt wird, haben unter einem günstigen Sterne begonnen. An grösseren Orchesterwerken brachte das erste Concert die »Nirwana« von H. v. Bülow und »Die Ideale« von Liszt, das zweite die Beethoven’sche Pastoralsymphonie und eine eben vollendete symphonische Dichtung »Don Juan« von Richard Strauss. Letztere besonders, durch Nicolaus Lenau’s Dichtung inspirirt, erregte lebhaftes Interesse und verschaffte dem Componisten einen dreimaligen Hervorruf, der um so ehrenvoller ist, als das Werk nicht nur an das Orchester, sondern auch an die Fassungskraft der Hörer ganz ungewöhnliche Anforderungen stellt. Die Themen sind fast durchweg reizvoll, originell und vornehmlich von grosser rhythmischer Prägnanz. Das sieghafte Thema des Helden, welches mannigfachen anderen von weiblichem Charakter wiederholt entgegengestellt wird, erhebt sich mehr und mehr in glänzendem Orchestercolorit zu wunderbarer Energie, der dann am Schlusse ein Zusammensinken in tödtlicher Ermattung folgt. Die enormen Schwierigkeiten der Ausführung wurden von der trefflichen Capelle unter Strauss’ begeisternder Leitung in glänzendster Weise bewältigt, sodass die Wirkung eine unmittelbar zündende war. Als Instrumentalsolisten hörten wir zunächst unseren ausgezeichneten Concertmeister Halir, dann dessen jüngeren Bruder, welcher, als Nachfolger des jüngeren Grützmacher berufen, mit dem Concerte von Saint-Saëns als sehr begabter Violoncellist sich eingeführt hat. Auch die Gesangsvorträge waren einheimischen Kräften übertragen, Frl. Alt und Hrn. Zeller, die sich besonders mit Spenden aus dem reichen Liederborne Eduard Lassen’s lebhaften Beifall zu erringen wussten.