Das fünfte Musikvereinskonzert gab Gelegenheit, die fesselnde Kunst Magda und Henri von Dulongs kennen zu lernen. Das Künstlerpaar führte das lobenswerter Weise viele Perlen moderner Lyrik enthaltende Programm in feiner, wohl durchdachter, wenngleich nicht von Manier freier Auffassung durch. Stimmlich führt Frau von Dulong das Scepter in dieser Künstlerehe. Im vierten Meiningerkonzert hatte Steinbach ein nicht ganz stilvolles Programm zusammengestellt: Mendelssohns »Meeresstille«, das Brahmsche Volinkonzert, Schuberts,»Unvollendete«, Strauss’ »Don Juan« und Berlioz’ »Römischer Carneval«. Hier tritt das Prinzip des Heterogenen an die Stelle des Gegensatzprinzipes. Wendling liess dem Brahmsschen Konzert eine absolut stilreine Interpretation angedeihen. Der »Don Juan« war eine der grandiosesten Leistungen, die Ich von Dirigent und Orchester je gehört. Richard der Andere konnte seine hellste Freude daran haben. Die himmelstürmende Genialität des Werkes hinterliess einen gewaltigen Eindruck. In der »Unvollendeten« konnte man in dem unsäglichen Wohllaut der Bläser förmlich schwelgen. – Zu erwähnen sind noch die gut besuchten Vorträge des Kapellmeisters Lorenz-Gotha über »Parsifal« und die »Meistersinger«.
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Sichard, Otto
[ohne Titel]
in: Die Musik. Illustrierte Halbmonatsschrift, Bd. 3, Jg. 1, Heft 13, April 1902, Rubrik »Kritik / Konzert«, S. 1233
relevant für die veröffentlichten Bände: III/5 Don Juan
Eisenach: