Birgfeld, Rudolf
[ohne Titel]
in: Musikalisches Wochenblatt. Organ für Musiker und Musikfreunde, Bd. 32, Jg. 30, Donnerstag, 3. August 1899, Rubrik »Tagesgeschichte / Musikbriefe«, S. 439–440

relevant für die veröffentlichten Bände: III/4 Macbeth

[440] […]

Hamburg.

[…] Drei grosse symphonische Dichtungen, jedes Mal in der Mitte des Programms, boten weniger Bekanntes. Den geringsten Eindruck hinterliess jedenfalls »Macbeth« von Richard Strauss. Eine Verbreitung wie der leidenschaftliche »Don Juan« oder das farbenprächtige Tongedicht »Tod und Verklärung« hat dieses Werk nicht gefunden und wird es wegen seiner überwiegend düsteren Stimmung und der Grau in Grau gemalten Linien auch wohl nie finden. In diesem Verzicht auf alle lichten Momente zeigt sich eine gewisse Uebereinstimmung mit dem als Vorlage dienenden Drama Shakespeare’s, der in »Macbeth« auf alle komischen Episoden, die er in anderen Stücken mit Vorliebe anzubringen pflegt, verzichtet. Auch der Gedankengang dieses Werkes ist nicht so klar und nicht so leicht zu verfolgen, wie in anderen Strauss’schen Schöpfungen. Eine weit grössere Wirkung erzielte die Phantasie »Francesca da Rimini« von Tschaïkowsky, zu welcher den russischen Tondichter die Lecture von Dante’s »Hölle« anregte. Die Erzählung von Jenen, die zu sehr im Lichte lebten, die zu sehr irdischer Lust fröhnten, und vom Schicksal der schönen Francesca ist bekannt. Welch ungleich würdigeres und passenderes Motiv bietet sie der Musik, als die »Tragödie des Ehrgeizes«, die Strauss in Tönen zu illustriren unternahm! […]

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Stefan Schenk

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/b42621 (Version 2017‑03‑31).

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