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in: Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Jg. 26, Heft 22, Mittwoch, 27. Januar 1909, 1. Beilage, Rubrik »Kleines Feuilleton«, S. [5]

relevant für die veröffentlichten Bände: I/4 Elektra
Richard Straußens »Elektra«.

Der Klavierauszug der neuen Sensationsoper von Richard Strauß, die am 25. Januar ihre Uraufführung am Dresdener Hoftheater erlebt hat und als ein Weltereignis ersten Ranges gefeiert wird, ist soeben im Berliner Verlag A. Fürstner erschienen. Er weist ganz monströse Verhältnisse in harmonischer und klanglicher Hinsicht auf und stellt die gute »Salome« im Verhältnis zur rasenden Rachefurie »Elektra« als ein schier harmloses Geschöpf hin. Die Partitur weist folgende, ganz ungeheuerliche Orchesterbesetzung auf: 1 kleine Flöte, 3 große Flöten, 2 Oboen, 1 Englisch Horn, 1 Heckelphon, 1 Es-Klarinette, 4 B-Klarinetten, 2 Bassethörner, 1 Baßklarinette, 3 Fagotte, 1 Kontrafagott, 4 Hörner, 4 Tuben, 6 Trompeten, 3 Posaunen, 2 Baßtuben, 2 Harfen, 1 Celeste, 6 Pauken, 4 Schlagzeugspieler, je 8 erste, zweite, dritte Violinen[,] je 6 erste, zweite, dritte Bratschen, 12 Celli, 8 Kontrabässe. Im ganzen 111 Musiker im Orchester! Strauß hat seinen Münchener Freunden übrigens die immerhin tröstliche Versicherung gegeben, daß »Elektra« die letzte Oper mit solch monströsen Texten und Formen sein soll. Von jetzt an wolle er à la Mozart leicht und einfach komponieren. Seine nächste Oper werde voraussichtlich Molières »Tartüffe« sein.

Was für ein Geschäft Strauß mit »Elektra« macht, dafür einige Ziffern. Für den Buchvertrieb der Oper allein erhält er von seinem Berliner Verleger 110 000 M., wozu selbstverständlich noch die nach Millionen zählenden Tantiemen für die verschiedenen Aufführungen hinzutreten. Die Hammerstein-Oper in New York zahlt ein Einreichnungshonorar von 20 000 M., garantiert für 30 Vorstellungen 72 000 M. und zahlt 24 000 M. Leihgebühr für die Musikalien. – In Berlin wird die neue Oper Anfang Februar aufgeführt.

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Sebastian Bolz, Adrian Kech

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/b42543 (Version 2021‑09‑30).

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