Edierter Gesangstext | Textvorlage bei Komposition |
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Geduld | Geduld. |
(Hermann v. Gilm) | [Hermann v. Gilm] |
Geduld, sagst du und zeigst mit weissem Finger | Geduld sagst du, und zeigst mit weißem Finger |
auf meiner Zukunft festgeschlossne Thür. | Auf meiner Zukunft festgeschloß’ne Thür; |
Ist die Minute, die da lebt, geringer, | Ist die Minute, die da lebt, geringer |
als jene ungebornen? sage mir! | Als jene ungebornen? sage mir; |
kannst mit der Liebe du den Lenz verschieben, | Kannst mit der Liebe du den Lenz verschieben, |
dann borg ich dir für eine Ewigkeit, | Dann borg’ ich dir für eine Ewigkeit, |
doch mit dem Frühling endet auch das Lieben | Doch mit dem Frühling endet auch das Lieben, |
und keine Herzensschulden zahlt die Zeit. | Und keine Herzens-Schulden zahlt die Zeit. |
Geduld, sagst du, und senkst die schwarze Locke, | Geduld sagst du, und senkst die schwarze Locke, |
und stündlich fallen Blumenblätter ab, | Und stündlich fallen Blumenblätter ab, |
und stündlich fordert eine Totenglocke | Und stündlich fordert eine Todtenglocke |
der Träne letztes Fahrgeld für das Grab. | Der Thräne letztes Fahrgeld für das Grab. |
Sieh nur die Tage schnell vorüberrinnen, | Sieh’ nur die Tage schnell vorüberrinnen, |
horch, wie sie mahnend klopfen an die Brust, | Horch, wie sie mahnend klopft an die Brust: |
mach auf, mach auf, was wir nicht heut gewinnen, | Mach’ auf, mach’ auf, was wir nicht heut’ gewinnen, |
ist morgen unersetzlicher Verlust. | Ist morgen unersetzlicher Verlust. |
Geduld, sagst du, und senkst die Augenlieder, | Geduld sagst du, und senkst die Augenlieder, |
verneint ist meine Frage an das Glück; | Verneint ist meine Frage an das Glück, |
so lebe wohl, ich seh dich nimmer wieder, | So lebe wohl, ich seh’ dich nimmer wieder, |
so will’s mein unerbittliches Geschick. | So will’s mein unerbittliches Geschick. |
Du hast geglaubt, weil andre warten müssen | Du hast geglaubt, weil and’re warten müssen, |
und warten können, kann und muss ich’s auch; | Und warten können, kann und muß ich’s auch, |
ich aber hab’ zum Lieben und zum Küssen | Ich aber hab’ zum Lieben und zum Küssen |
nur einen Frühling, wie der Rosenstrauch | Nur einen Frühling wie der Rosenstrauch. |
nur einen Frühling, nur einen, einen Frühling, | |
wie der Rosenstrauch. |
relevant für die veröffentlichten Bände: II/2 Lieder op. 10 bis op. 29