An die Direktion der Mailänder Scala
Sehr geehrtes Fräulein Colombo!
In Beantwortung Ihres freundlichen Briefes an Papa, der z. Z. zur Kur in Karlsbad ist, kann ich Ihnen authehntisch mitteilen, dass von einer Umarbeitung der Salome, wie in den Zeitungen allgemein zu lesen stand, nicht die Rede ist. Papa hat nur an der rRolle der Salome selbst verschiedene Änderungen vorgenommen, so dass die Partie auch von Sängerin[n]en dgesungen werden kann, die der Partie in ihrerwie sie die Originalfassung nicht verlangt, nicht gerecht werden konnten. Nähere Details darüber dürften Sie am [Besten] direkt von Fürstner erfahren. Die erste Aufführung in dieser neuen »Fassung« findet jetzt unter persönlicher Leitung von Papa in Dresden statt, wo Frau Raidl die Salome seiingt. Papa hat sehr bedauert, Maestro Toscanini bei seiner die[s]jährigen Konzertreise nicht hören zu köbnnen, dagegen hatte ich den grossen Genuss seinem Prager Konzert [im] Mai beiwohnen zu können. Papa hörte Tod und Verklärung im Radio von Berlin, wo allerdings der Genuss stark durch Gewitterstörungen beeinträchtigt war.
Mit dem Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung und herzlichen Grüssen auch von meiner Frau
bin ich Ihr sehr ergebner
[Franz Strauss:] Dr. Franz Strauß