Brief
Arturo Toscanini an Richard Strauss
Montag, 12. November 1906, unbekannt

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3b Salome (Weitere Fassungen)
[1r]

Verehrter Herr Hofkapellmeister!

Ihren Brief aus Frankfurt erhielt ich in dem Augenblick, als ich Sie benachrichtigen wollte[, dass] der Erstaufführung der »Salome« an der Scala, für Sie sowie für mich jede weitere Unanneh Unannehmlichkeit erspart bleibt, nicht daß Sie es meiner Nachgiebigkeit zu verdanken haben, wozu ich durchaus keine Verpflichtung fühle (erkennen Sie meine freie Behauptung an) aber einem Ereignis eines Falles, welcher nicht [2r] genüngend [sic] vorausgesehen war, was also jetzt die Sache zu Ihrem Vorteil wendet. – Seit einigen Tagen habe ich die Proben von Salome am Klavier vorgenommen und konnen [sic] Sie mir nicht glauben, welche titanische, übermenschliche Kraft die Sänger anwenden müssen, um zu versuchen, davon die kolossalen Schwierigkeiten zu überwinden, welche eine schlechte Ubersetzung [sic] noch schwerer handhablich macht; dieses hat mich überzeugt, welche glänzende Dummheit es von mir war, ein Datum für die Aufführung einer Oper festzusetzen, ohne deren Schwierigkeit in Betracht gezogen [1v] zu1 haben, in welcher für die Ohren unsrer italienischen Sänger sonderbare harmonische ungleichheiten [sic] vorhanden und grosse Schwierigkeiten zu überwinden sind.

Ich habe es für meine Pflicht gehalten, die Direktion der Scala von all diesem zu benachrichtigen und dass folgedessen »Salome« frühestens in den ersten Tagen im Januar zur Aufführung kommen kann, umsomehr, da ich zu gleicher Zeit die Oper Carmen einstudieren muss. Wie Sie sehen, werter Herr Hofkapellmeister, nimmt die Sache[,] nicht aus meinen [sic] Verdienst[,] aber zu Ihrem Glück, einen guten Ausgang nach Ihren Wünschen und denen der Unternehmung von Turin.

[2v] Ich2 hoffe, dass es nicht nötig ist, noch weiteres zu dem schon so viel gesagten und besprochenen über diesen Gegenstand, beizufügen.

Glauben Sie immer an meine Bewunderung für Ihre Kunst und epempfangen Sie meine ergebensten Grüsse.

Ihr Arturo Toscanini

1Ab dem Wort »zu« bis zu »[…] Unternehmung von Turin« verläuft der Brieftext in vertikaler Richtung.
2Ab dem Wort »Ich« verläuft der Brieftext bis zum Ende wieder in horizontaler Richtung.

Bemerkung

Der Brieftext ist vollständigin lateinischer Schrift verfasst.

Die Veröffentlichung des Brieftexts erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Estate of Arturo Toscanini.

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), ohne Signatur (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Arturo Toscanini (handschriftlich)
    • Autopsie: 2016-11-15

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d34634 (Version 2021‑09‑29).

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