Dr Richard Strauss.
Barcelona, d. 15. 5.
Erl. „ [d.] 22. 5.}
GRAND HÔTEL ET 4 NATIONS
BARCELONA
[unbekannte Hand:] [diagonal:] 22/5.08.
[Richard Strauss:] [gerade:] Geehrter Herr!
Ihren freundlichen Brief vom 8.ten soeben erhalten. Ihre Erklärungen bezügl. Hannover ändern Nichts an meiner Beanstandung, daß Sie 4 % für sich erheben, während ich nur 6 % erhalte. Ich habe doch die Abschrift des Vertrages in Händen. Kom̅en Sie, bitte, wennmöglich, Herrn Geheimrat Poppe für nächsten Winter etwas entgegen!
Mit Singer werde ich am 30.ten in München selbst Rücksprache nehmen. Daß auch der erleichtertste Salomeauszug nicht einem italienischen oder französ. Auszug ähnlich sehen kann, ist allerdings evident.
Daß die Sache Bideri endlich in’s Rollen kom̅t, freut mich. Ich stehe noch im̅er auf dem Standpunkt, daß Bloch uns verantwortlich ist[,] u. hoffe, daß Sie ihm so lange nichts auszahlen, bis erwiesen ist, ob u. welche Entschädigungen wir eventuell an Bideri geben müssen. Bezüglich Elektra – New York werde ich Anfang Juni mit Dippel in München verhandeln u. vor dem Abschluß mit diesem Sie resp. Herrn Ham̅erstein [Seitenwechsel] verständigen. Ich werde bei Dippel meine erste Forderung von 10.000 Dollar Aufführungsprämie vorerst aufrecht erhalten. Geht er nicht darauf ein, dann mag sich Herr Ham̅erstein dazu äußern. Vorerst hat Dippel das Vorrecht, da er der Erste war, der deßhalb angefragt hat.
Marliave’s Forderung ist unverschämt: ich werde auch meinerseits Herrn Astruc mitteilen, daß wir unter diesen Umständen auf seine Arbeit verzichten. Wieviel wollen Sie höchstens dafür geben?
Das Einziehen der Elektrastim̅en ist sehr viel mühsamer, als das für Salome. Die höhere Forderung Singers dafür ist schon berechtigt.
Kann ich die französische Übersetzung der Elektra nicht mal zur Ansicht u. Entscheidung bekom̅en?
An Astruc habe ich wegen Marseille geantwortet, daß ich vorläufig keine Verpflichtung übernehmen könne, dort Salome selbst zu dirigiren. Das hängt davon ab, wann Elektra in Dresden, Berlin, Monte Carlo heraus kom̅t. Läßt es sich bequem ermöglichen, Anfang März 1909 in Marseille Salome zu dirigiren, so will ich sehen, was sich thuen läßt.
Alle Briefe bitte an Hermann Wolff!
Mit bestem Gruß Ihr
[DRichardStrauss]1
1 | Unterschrift auf Transkriptionsgrundlage unten abgeschnitten. |