ADOLPH FÜRSTNER
C. F. MESER
KÖNIGL. SÄCHSISCHE HOFMUSIKHANDLUNG
BERLIN
REICHSBANK GIRO-KONTO
KRONENSTRASSE 16 – TELEPHON AMT I. 3719
Hochverehrter Meister!
Der mir in ihrem Geschätzten vom 16. d M [dieses Monats] bekundeten Ansicht, Ihre Forderung Conried gegenüber aufrecht zu erhalten, kann ich nur beiflichten [sic], umsomehr[,] da es nicht ausgeschlossen ist, daß Salome nächsten Winter in Mailand und Turin aufgeführt wird. Nach d’Ormeville ist die Mailänder Aufführung für Mitte März geplant. Es fragt sich nur, ob Toscanini nicht die Uraufführung verlangt […]und [?] sonst auf die Aufführung in der Scala verzichtet? Würden Sie dann auf Turin verzichten? Toscaninis Rückkehr, ist nach Ricordi aus Buenos Aires nicht vor September zu erwarten. Wünschen Sie vorher seine Ansicht zu hören, so bitte ich Sie eine desf. [desfallsige] Anfrage an ihn zu richten, da diese von mir nicht den gewünschten Erfolg haben dürfte. Vielleicht ließe es sich arrangiren, falls Mailand auf die Uraufführung besteht, diese bereits im Februar stattfinden zu lassen und daß einige Tage später Salome in Turin aufgeführt wird. Ich handele also wohl im beiderseitigen Interesse, wenn ich d’Ormeville vorläufig für Turin keine bestimmte Zusage für nächsten Winter ertheile. Von Mailand verlange ich pro 1906/1907 2000 L. Aufführungsrechte 2000 L. Material. In Italien wird aber Salome nicht als abendfüllendes Werk gegeben werden können.
Hat das Werk, wie voraussichtlich [?] in Italien Erfolg, so wird Conried sicher für 1907/1908 Ihre Bedingungen acceptiren und Sie es Ihnen dann ermöglichent […]sein [?] die ersten Aufführungen in Amerika zu dirigiren. Ich wiederhole, daß diese[s] für den dortigen Erfolg von großer Wichtigkeit ist. Entspricht es aber den Interessen Conried[s], wie ich vermuthe, Salome schon 1906/1907 aufzuführen, so muß er die Bedingungen akzeptiren.
Kufferath verlangt für Brüssel auch das Uraufführungsrecht in französeischer [sic] Sprache. Wollen Sie denn dem Théatre de la monnaie dieses gewähren, [1v] obwohl dasselbe keineswegs in der Lage, Ihnen günstige Bedingungen gewähren zu können. Vielleicht 1000 frcs Material und 6 / 8 % Tantieme. Schädigen wir aber dann nicht Paris und Monacco, welches bereits das Uraufführungsrecht vor einigen Monaten verlangt hat. Meiner Meinung nach hat es für die Verbreitung der Salome keine Bedeutung, ob das Werk bereits 1906/1907 in Brüssel aufgeführt wird, wenigstens wäre es nicht rathsam, jetzt bereits eine desf. Verpflichtung einzugehen[.]
Mit angelegentlichsten Empfehlungen
Ihr stets ergebener
AdolphFürstner