Postkarte
Richard Strauss an Pauline Strauss
Freitag, 20. September 1901

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3a Salome

L. P.! Da ich heute keine Nachricht von Dir habe, darf ich wohl annehmen, daß Bubis Wiederherstellung Fortschritte macht u. daß die Zeit, wo ich Euch Alle wieder gemütlich bei mir habe, nicht allzufern mehr ist. Hier ist fortgesetzt scheußliches kaltes Wetter! Sollte es denn wirklich bei Euch besser sein? Wenn nicht, dann kom̅t doch bald! Bis dahin haben sich auch alle Wohlgerüche meines Strohwittwertums glücklich verzogen, heute stank alles mörderisch nach Eisenlack [?]! Das sind Genüsse! Dabei war ich den ganzen Tag zu Hause, nur von 1/2 6 bis 7 spazierte ich nach Hundekehle [sic] u. fuhr mit der electr. Bahn zurück, so daß ich also mit Recht sagen kann: ich habe mir keine Minute intensivsten Wohlgeruchs entgehen lassen. Dazu [las] ich einen Schönheitstrunkenen (wirklich sehr vornehmen) Roman von D’Annunzio: die Jungfrauen vom Felsen, der mir sehr gefallen hat, blätterte in meinem Skizzenbuch, ohne eine merkliche Anregung zu empfangen (vielleicht mache ich doch das Ballet, da mir absolut Nichts Anderes einfallen will) u. spielte ein Paar Bachsche Fugen, habe sogar eine telefonische Einladung zum Nachmittagsskat stolz ausgeschlagen. Bin ich nicht brav? Rechne auf Belohnung durch baldige Heimkehr: habe aufrichtige Sehnsucht nach Dir u. Bubi, dem ich einen herzlichen Schmatz auf seinen lieben armen Stinkpoppes in meinem Namen zu versetzen bitte. Emma u. Marie möchten auch bald Definitives über die Ankunft wissen, da sie 3 Tage brauchen, um Alles in glänzendsten Stand zu setzen.

Donnerstag Abend. Beste Grüße den lieben Eltern!

[vertikal:] Tausend Grüße u. Küsse. R.

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: [unbekannt] (Autograph)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

    • Reproduktionen:

      • Richard-Strauss-Archiv (Garmisch-Partenkirchen), Signatur: [FAMILIENBRIEFE II, 1899–1902, Nr. 128] (Transkriptionsgrundlage)

        • Autopsie: 2016-11-15

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d30458 (Version 2019‑04‑12).

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