Naamlooze Vennootschap
»HET CONCERTGEBOUW«
AMSTERDAM.
{[unbekannte Hand:] […]}
[Richard Strauss:] Geehrter Herr Fürstner!
Nach gräulicher Arbeit hoff[e] ich morgen endlich eine anständige Aufführung in Haag herausstellen zu können.
In den Proben mit den Sängern hat sich herausgestellt, daß die italienische Übersetzung für etwas schwächere Sänger total unbrauchbar u. unsanglich ist. Ich empfehle Ihnen nun definitiv, wie ich Ihnen schon voriges Jahr vorschlug, eine[n] ganz neuen französisch-italienischen Auszug herauszugeben, dem die Singstim̅enfassung meines deutschen Originals zu Grunde liegt. Bitte schreiben Sie sofort an Direktor Gailhard in Paris, ob seine französische Übersetzung billig zu haben u. beauftragen Sie den italienischen Übersetzer, seine Arbeit auf mein deutsches Original in der Weise zu übertragen, daß sie immer [?]1 ein Drittel weniger Worte enthält. Die Italiener können nicht so schnell Text sprechen. Einige wichtige Stellen werde ich für den italienischen Auszug selbst noch in der Weise verändern, daß weniger Sprechgesang u. mehr Gesangsmelodie herauskom̅t. Diese Stellen bringe ich nach meiner Rückkehr am [?] 22. Nov. [Seitenwechsel] selbst zu Ihnen. Wir stehen der Verbreitung des Werkes in Italien u. Frankreich im Wege, wenn Sie sich nicht zu diesem kleinen Opfer entschließen. Bitte beschleunigen Sie die Sache so, daß der neue Auszug bis Ende December fertig ist u. in Neapel u. Rom schon gebraucht werden kann.
Also der Italiener soll seinen Text unter meine deutschen Singstim̅en unterlegen, alle einigermaßen entbehrlichen Worte streichen, damit die Singstim̅en für italienische Kehlen singbar sind u. möglichst wenigst [?] Sprechgesang enthalten sondern möglichst viel breite Gesangsnoten.
Für die italienische Partitur genügt die Herstellung von Streifen für die Singstim̅en, die man einklebt.
Besten Gruß
Ihr
DRichardStrauss.
Wollen Sie Anfang Dezember nach dem 4.ten das bewußte Salomefest für Solisten etc. geben?
Ich habe meinerseits das Orchester zu einem Liederabend eingeladen.
1 | Weitere mögliche Lesart: »um«. |