Brief
Richard Strauss an Ernst von Schuch
Montag, 23. Oktober 1905, Berlin

relevant für die veröffentlichten Bände: I/3a Salome

[1r]

Hochverehrter lieber Freund!

Sie erhalten Ende dieser Woche die gedruckte Salomepartitur. Damit Sie sich nach Ihrem Wunsch schon vorher etwas orientiren können, lasse ich Ihnen heute durch Fürstner eine Partiturabschrift schicken, die ich Sie ersuche, nach Empfang der gedruckten Partitur sofort an Fürstner zurückzuschicken.

Streicherbesetzung16 erste
16 zweite Viol.
10 Bratschen
10 Celli
8 Bässeunerläßlich u.

wenn Sie 2 Parkettreihen herausnehmen lassen müssten.

Heckelphon u. Celesta haben Sie wohl schon angeschafft?

6 Clarinetten, 10 Mann Schlagzeug!! Armer Freund!

Könnten Sie nicht Ihren Sängern etwas die Leviten lesen, daß sie [1v] die bei jeder neuen Oper altgewohnten Lamentationen über die unerhörten Schwierigkeiten des Werkes etwas für sich behielten u. die auf Kritikerinterviews verwendete Zeit lieber auf das Studium ihrer Partit [?]en verwenden möchten. Dieses Geschreibe vor der Aufführung ist mir so zuwieder u. ich mag diese dum̅en Notizen nicht im̅er dementiren. Nach der Aufführung kann jeder sagen, ob ihm das Werk gefällt oder nicht, schimpfen so viel er Lust hat. Aber bis dahin Maul halten! Nehmen Sie mal in diesem Punkto Frau Wittich auf’s Korn: Dieselbe hatte sich bei Frau Wagner schon beklagt, dass sie solches Zeug lernen müsste. Wenn Sie keine Lust hat, soll sie’s eben bleiben lassen: es muß ja nicht sein!

Herzliche Grüße in Eile Ihr treuergebener
DRichardStrauss.

Bleibts bei den Orchesterproben 13. bis 15. November?

[2v] Empfehlen Sie mich bestens, bitte, Ihrer liebenswürdigen Excellenz!

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Claudia Heine

Quellennachweis

  • Original: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (Dresden), Signatur: Mscr.Dresd.App.2839,8 (Autograph) (Transkriptionsgrundlage)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

Bibliographie (Auswahl)

  • Edition in Gabriella Hanke Knaus (Hrsg.), Richard Strauss – Ernst von Schuch: Ein Briefwechsel (= Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft, Bd. 16), Berlin, 1999, S. 71–72.
  • Genannt/Verzeichnet in Ekaterina Smyka, »Neu entdeckte Briefe von Richard Strauss an Ernst von Schuch: Aus Dresdner Sammlungen«, in: Richard Strauss-Jahrbuch 2012: Aus Anlass des 100. Todestages von Gustav Mahler im Jahr 2011, Tutzing, 2012, S. 65–102, S. 96.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d03889 (Version 2019‑04‑12).

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