Mein lieber Herr Bella!
Nach dem anstrengenden Musikfest in Eisenach u. einem Besuche in Bayreuth hier im Elternhause etwas zur Ruhe gekom̅en, muß ich Ihnen doch über den Verlauf Ihrer Aufführung Nachricht geben. Das Program̅, das ich Ihnen sandte, haben Sie wohl erhalten. Vor allem: Ihr Werk ist sehr gegangen (u. wären Sie, glaube ich, mit der Wiedergabe zufrieden gewesen) u. fand Beifall. Dank Ihrem Program̅ war ich mir vollständig klar über das Stück u. habe es, so darf ich wenigstens hoffen, nach Ihren Intentionen herausgebracht. Den Eindruck, den ich aber zuerst beim Studium Ihres Werkes hatte, daß es im poetischen Inhalt zu detaillirt u. ohne ganz genaues Program̅ schwer verständlich ist, fand ich nach der Aufführung bei vielen Musikern bestätigt. Ich glaube, Sie müßten für künftige Aufführungen ein ganz bestim̅tes dichterisches Program̅ Ihrem Werke voranschicken, ich hatte von Ihrer Seite keine [1v] Vollmacht, aus Ihrem Briefe eines zusam̅enzustellen, es wäre für mich auch eine schwierige Sache, ich glaube, Sie müssen sich wohl selbst dazu entschließen.
Ich bin mir, wie gesagt, jetzt vollständig klar über Ihr Stück u. gefällt es mir außerordentlich, hat mich von Probe zu Probe mehr interessirt u. bin ich hocherfreut, als der Erste Ihren Namen in Deutschland in die Öffentlichkeit eingeführt zu haben. Schreiben Sie mir recht bald ein neues Stück u. seien Sie auf’s herzlichste gegrüßt von
Ihrem treu ergebenen
RichardStrauss.
Die Noten erhalten Sie im September zurück. Brauchen Sie dieselben früher?