Brief
Richard Strauss an Breitkopf & Härtel [Verlag]
Dienstag, 8. Februar 1881, München

relevant für die veröffentlichten Bände: III/1 Symphonie d-Moll

Hochverehrter Herr Breitkopf!

Indem ich Sie als ein Ihnen völlig unbekannter mit einem Anliegen belästige, erlaube ich mir zuvor, mich Ihnen brieflich vorzustellen. Mein Name ist Richard Strauß und ich bin als Sohn des Kam̅ermusikers und Lehrers an der hiesigen Musikschule, Franz Strauß, am elften Juni des Jahres 64 geboren, besuche gegenwärtig das Gymnasium u. zwar in Unterprima, werde mich aber vollständig der Musik u. zwar direct der Composition wid[Seitenwechsel]men. Unterricht im Contrapunkt hatte ich bei Herrn Hofkapellmeister Fr. W. Meyer. Von meinen Compositionen nun ist beiliegender Festmarsch einem Onkel von mir, Herrn Bierbrauereibesitzer Georg Pschorr dedicirt, welcher wünscht, daß derselbe in einer der ersten Verlagsmusikalienhandlungen in [sic] Druck erscheine, wobei er die Druckerkosten bestreiten würde. Ich wende mich nun an Sie, mit der Bitte, den Festmarsch gütigst in Verlag zu nehmen, indem Ihr in jeder Beziehung in der Musikwelt berühmter Name doch großen Einfluß darauf hat, daß der Name eines jungen, strebsamen Musikers bekan̅t werde. – Über den Marsch, sowie auch einige andre größere Compositionen von mir sprach sich Herr Generaldirector Franz Lachner, der mir die gütige Erlaubnis erteilte, ihm zuweilen eine meiner Compositionen vorzulegen, sehr günstig aus. Es ist dies eine noch ungedruckte Sinfonie für großes Orchester, welche demnächst auf Wunsch seiner Excellenz, des Generalindtendanten Freiherr v. Perfall von dem kgl. Hoforchester probirt wird, und ein Streichquartett, das Anfang März von Seite des hiesigen [Seitenwechsel] Quartetts unter Herrn Concertmeister Benno Walter die erste öffentliche Aufführung erleben wird u. dessen Erfolg ich nur abwarten will, um dan̅ vielleicht mir die Freiheit zu nehmen, es Ihnen zu gütigen Einsicht zu schicken. – Meine vorige Bitte nochmal erneuernd, ersuche ich Sie, mir gefälligst schreiben zu wollen, wie Sie in Betreff der Erfüllung meines Anliegens geson̅en sind u. wie hoch sich etwa die Druckerkosten belaufen würden. Indem ich mich nun Ihrem Wohlwollen empfehle, zeichne ich

hochachtungvollst

Richard Strauß.

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Bolz, Sebastian

Quellennachweis

  • Original: Breitkopf & Härtel (Wiesbaden), Sammlung: Verlagsarchiv, Signatur: B 54 (Autograph)

    • Hände:

      • Richard Strauss (handschriftlich)
      • unbekannt (handschriftlich)
    • Autopsie: Keine Autopsie des Originals.

    • Reproduktionen:

      • Breitkopf & Härtel (Wiesbaden), Sammlung: Mappe 8000 (Transkriptionsgrundlage)

        • Autopsie: 2024-09-16

Bibliographie (Auswahl)

  • Edition in Ernst Krause (Hrsg.): Richard Strauss: Dokumente. Aufsätze, Aufzeichnungen, Vorworte, Reden, Briefe (= Reclams Universal-Bibliothek. Kunstwissenschaften, Bd. 830), Leipzig, 1980, S. 272–273.

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/d01540 (Version 2024‑12‑04).

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