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[ohne Titel]
in: Neue Zeitschrift für Musik, Bd. 95, Jg. 66, Heft 18/19, Mittwoch, 10. Mai 1899, Rubrik »Correspondenzen«, S. 205–206

relevant für die veröffentlichten Bände: III/5 Don Juan
Frankfurt a. M.

Der Dezember 1898 brachte uns noch einige interessante Concerte; im V. Freitags-Museums-Concert sang an Stelle des avisirten Herrn von Zur-Mühlen Herr Frangem-Davies, welcher durch seine Darbietungen einen recht günstigen Eindruck hinterließ. […]

Nach der üblichen Weihnachtspause eröffnete im neuen Jahre das siebente Freitags-Concert den Reigen. Das Programm verzeichnete eine Lustspiel-Overture von Smetana, Don Juan-Tondichtung von R. Strauß und Symphonie Nr. 1 in C dur von Beethoven. Diesmal hinterließ das Strauß’sche Werk einen weit besseren Eindruck, als bei früheren Aufführungen, man kommt diesem genialen Komponisten etwas wärmer entgegen. Herr Alexander Petschnikoff überraschte durch seinen an Kraft und mehr gewinnenden Ton und seine unfehlbare Technik; er hatte sich zwei schwere Aufgaben gestellt, das[206] undankbare, durch seine Länge ermüdende Concert in D dur von Tschaikowsky und große Fuge in C dur von Bach; glänzte er bei dem ersten Stück durch seine eminente Technik, so war es für Bach sein voller, großer Ton, der Beifallsstürme entfesselte.

Wir können über Violinisten in dieser Saison nicht klagen. Im vierten Opernhaus-Concert spielte Frau Soldat-Röger Brahm’s Violin-Concert, wie wir es besser nie gehört; in Frau Soldat haben wir wohl jetzt unsere beste Violinistin. Wiederum hatte man ein Werk von Richard Strauß auf das Programm gestellt, seine Jugendwerk-Symphonie in F moll; bewundernd hören wir das Opus eines siebzehnjährigen; eine reife, bedeutende Composition, die allerdings den späteren Strauß noch kaum erkennen läßt. Der Zusammenstellung von kleinen Sätzen aus Opern von Gluck unter dem Namen »Ballet-Suite«, arrangirt von Mottl, konnten wir nicht viel Geschmack abgewinnen. Erwähnt seien noch die Liederspenden unseres Heldentenors Herrn von Bandrowksi, welcher besonders die Joseph-Arie herrlich vortrug.

[…]

verantwortlich für die Edition dieses Dokuments: Stefan Schenk

Zitierempfehlung

Richard Strauss Werke. Kritische Ausgabe – Online-Plattform, richard‑strauss‑ausgabe.de/b44067 (Version 2018‑07‑09).

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