In den Pfingsttagen fand zu Köln das 78. Niederrheinische Musikfest statt, acht Tage darauf zu Heidelberg die Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins. Der Charakter beider war völlig verschieden. […] [289] […]
An den Programmen interessierte, daß abgesehen von Händel, der aus äußeren Gründen weggelassen war, keiner unserer großen Musiker fehlte, bis auf Mendelssohn. Ein Zeichen der Zeit. Auch Schumann war nur mit einem Bruchstück von »Paradies und Peri« zugelassen, und selbst dies bewies, daß wir der Zeit nahe sind, wo ein guter Theil der Schumannschen Musik trotz vieler einzelner Schönheiten in die hinteren Reihen rücken muß. Dieser Kunst fehlt zu oft innere Notwenigkeit und Geschlossenheit. Sie war wohl nur für ein paar Jahrezehnte lebensfähig. Das ist schmerzlich, wenn man bedenkt, wie Schumann anfing. Aber aufzuhalten ist diese Erkenntis nicht.
Novitäten gab’s, wie gesagt, nicht. Liszts Tasso und Straußens Don Juan gehören ja bereits zum Glück unter die Werke, über deren kunstgeschichtlichen Wert zu streiten nur noch den trockensten Reaktionären notwendig erscheint. […] [290] […] [291] […]