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Richard Strauß bereitete in seinem außerordentlichen Orchesterkonzert zwar keine besonderen Ueberraschungen, wohl aber allen denen eine reine Freude, die ihn trotz Bekker-Schrecker, trotz Busoni und Schönberg, noch immer als den bedeutendsten und am meisten in die Zukunft weisenden lebenden Tonsetzer und als einen der genialsten Dirigenten versehren. Ueber die Erkenntnis, daß gerade de Alpensymphonie keines seiner stärksten Werke ist, konnte freilich auch die großzügige Wiedergabe durch die Philharmoniker unter seiner Leitung nicht hinwegtäuschen; trotzdem aber fühlte man von neuem, daß hier ein Großer zu uns spricht, an dessen Maß gemessen sehr vieles zu bedeutender Scheingröße aufgeblasenes überraschend zusammengeschrumpft. Grete Stückgold sang mit ihrer ungewöhnlich schönen Stimme drei der dankbarsten Orchesterlieder; ihre etwas matte Vortragsweise und die häufig hervortretende Untugend, die Töne von unten heraufzuziehen, haben mich allerdings weniger entzückt. Eine zündende Aufführung des unverwüstlichen Don Juan hatte den verheißungsvollen Auftakt gebildet.
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