Opernhaus. Bei dem Concert des Theater-Orchesters zum Besten seiner Witwen- und Waisenkasse ließ leider der Besuch viel zu wünschen übrig. Das Haus war nur mäßig besucht und wir vermißten viele, die sonst immer Zeit und Geld für einen wohlthätigen Zweck übrig haben. – Schon der Name des Solisten Herrn Karl Friedberg hätte genügen müssen, eine weit zahlreichere Besucher-Schaar in das Concert zu locken. Unser einheimischer Klaviervirtuose Karl Friedberg spielte das schwierige Klavierconcert in Asdur [sic] von J. S. Bach mit vollendeter Meisterschaft. Ferner fesselten zwei Sätze der 5. Symphonie in Amoll von Emanuel Moór. Wir haben erst kürzlich über die 4. Symphonie des ungarischen Componisten berichtet und können von den beiden Sätzen »Adagio und Scherzo« der 5 .Symphonie nur das gesagte wiederholen und zwar, daß E. Moór ein ausgezeichneter Meister der Instrumentation ist und es verstanden hat, seine Themata glücklich zu erfinden und mit einem großen Orchesterkörper wundervolle Klangwirkungen zu erzielen. – Weiter verdient noch die exakte Ausführung der Richard Strauß’schen Tondichtung »Don Juan«, die wohl eines der schönsten und gedankenreichsten Werke von Strauß ist, lobend erwähnt zu werden. Auch die melodienreiche Gmoll-Symphonie von Mozart und die Ouverture zu »Euryanthe« kamen zu schöner Geltung und der tüchtige Leiter des Concerts, Herr Capellmeister Wolfram, kann sich einen großen Theil des Erfolges zuschreiben.
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