P.

Das zweite philharmonische Konzert im neuen deutschen Theater gewährte lebhafte Anregung durch eine Reihe interessanter Novitäten, unter welchen sich auch diesmal ein dem heimischen, deutsch-böhmischen Boden entsprossenes Werk befand, eine beifällig aufgenommene Symphonie in C-dur (Manuskript) von Friedrich Heßler, dem lanjährigen bewährten Dirigenten des Prager Singvereins und Männergesangvereins, sowie Bundeschormeister der Gesangvereine Deutsch-Böhmens. Das strenge in den altklassischen Formen sich bewegende fünfsätzige Werk weiß die Stimmung ruhiger Zufriedenheit zu erzeugen, und das Ohr angenehm zu berühren, zumal die orchestrale Behandlung wirkungsvoll und über dem Maße der Herkömmlichkeit gehalten ist. Den denkbar schärfsten Gegensatz zu diesem Werke bildete die Tondichtung Don Juan op. 20 von Richard Strauß. Da dieselbe in Ihrem Blatte schon mehrmal beurteilt wurde, so bleibt nur zu sagen übrig, daß die mitunter sinnbetäubende orchestrale Wirkung derselben, in welcher der Venuszauber aus dem »Tannhäuser« auf die höchste Spitze getrieben erscheint, allerdings ganz danach angethan ist, den Hörer in die größte Spannung zu versetzen und ihn am Schlusse mit den nicht gerade erbaulichen Gefühlen der Verblüfftheit zu entlassen; nachdem sich diese gelegt, verbleibt als einzige Errungenschaft freilich kaum etwas anderes, als die unbedingte Achtung vor der technischen Meisterschaft in der Instrumentierungskunst des Komponisten übrig, der sich den Stil der Trias Wagner, Berlioz und Liszt ganz zu eigen gemacht hat. – Das czechische Nationaltheater verzeichnete letzter Zeit mit der Erstaufführung der Oper »Viola« (Text nach Shakespeare) des einheimischen sehr begabten Tondichters Karl Weiß einen großen Erfolg. Eine gut geführte Handlung und die melodiöse, wirkungsvoll instrumentierte Musik verschaffen dem Werke seither zahlreiche Wiederholungen. Auch Messagers seit kurzem öfter genannte Oper »Der Schreiberkönig« errang den Beifall auf der czechischen Landesbühne.