Von einem international gleißenden, großstädtisch gierigen Publikum, das von einem wahren Fieber der Erwartung geschüttelt war, ob denn die Wirkungen der »Salome« noch überboten werden könnten, ist heute die »Elektra« von Richard Strauß enthusiastisch empfangen worden. Der »Salome« an Farbenpracht, Leuchtkraft und blühender Fülle gleich, läßt sie sie durch ihre ruhige Geschlossenheit, ein höchst merkwürdiges musikalisches Raumgefühl und den mühelosen Reichtum an fließenden Einfällen noch weit hinter sich und erreicht mit dem Eintritt des Orest eine nun unaufhaltsame tragische Spannung. Eine leise Neigung, sich zuweilen von den Reizen des allzu Sangbaren verlocken zu lassen, besonders an der Chrysothemis merkbar, wird immer sogleich wieder von den instrumentalen Wundern gelöscht, und die Löwenkraft der entschlossenen Steigerung ist unwiderstehlich.
Prachtvoll die gelassen waltende Macht, mit der Schuchs große Meisterhand die Dämonen des Orchesters bändigt, prachtvoll, wie von der untersten Hölle ausgeworfen, die blutrot wüste Klytemnästra [sic] der Schumann-Heink; prachtvoll Perrons von Geheimnissen umwitterter Orest. Fräulein Krull und Fräulein Siems wehrten sich gut in den Hagelschlägen des Orchesters.
An die dreißigmal erschien Strauß in Stürmen einer heulenden Begeisterung, als würde ein Marathonläufer begrüßt.